KULTUSMINISTERKONFERENZ : Dorgerloh: Bund soll sich an Kosten der Inklusion im Bildungsbereich beteiligen

20. Januar 2013 // zwd Berlin (sb/ig).

Neuer KMK-Präsident sieht Bund in der Pflicht | Weiterer Schwerpunkt: Kulturelle Bildung

Der Bund soll sich an den Kosten der Inklusion im Bildungsbereich beteiligen. Dafür plädierte der Präsident der Kultusministerkonferenz, Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD), bei einer Festveranstaltung anlässlich der Übernahme seiner KMK-Präsidentschaft für das Jahr 2013. Der Ressortchef aus Sachsen-Anhalt sieht den Bund in der Pflicht, nachdem die Umsetzung der von Deutschland 2008 ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention ansteht. Diese Aufgabe könnten die Länder nicht allein schultern.

Erforderliche Maßnahmen – beispielsweise der behindertengerechte Umbau von Schulgebäuden oder die Einstellung zusätzlicher SonderpädagogInnen an Regelschulen – sollen nach Auffassung Dorgerlohs zukünftig vom Bund getragen werden. Ein besonderes Augenmerk will der Minister im Rahmen der Inklusion auf die Begabtenförderung legen. Beim gemeinsamen Lernen sollten ebenso wie behinderte Kinder auch hochtalentierte Kinder zu ihrem Recht kommen.

Grundsätzlich möchte Minister Dorgerloh den Bund in Bildungsfragen zukünftig mehr in die Verantwortung nehmen. Er tritt für die Aufhebung des im Grundgesetz verankerten Kooperationsverbotes ein, sieht aber auch Möglichkeiten der finanziellen Beteiligung des Bundes unterhalb der grundgesetzlichen Schranke. Dies sei auch ein Gebot der Herstellung von Bildungsgerechtigkeit, die der SPD-Politiker und gerlernte Theologe als einen der Schwerpunkte definiert hat, den er in seiner einjährigen Amtsperiode besonders voranbringen möchte. Als weiteren Schwerpunkt nannte Dorgerloh vermehrte Anstrengungen im Bereich der kulturellen Bildung. Sie erschöpfe sich nicht schulischen Bildungsmaßnahmen, sondern müsse für den gesamten Bildungsbereich, namentlich auch für die Erwachsenen- und Seniorenbildung in den Blick genommen werden.

Dorgerloh kündigte an, die unter seinem Vorgänger, dem Hamburger Schulsenator Ties Rabe, im vergangenen Jahr forcierten Themenbereiche im Sinne der Kontinuität weiterzuführen. Die KultusministerInnen wollen sich in der ersten Sitzung dieses Jahres am 07. März in Berlin mit der Lehrerbildung beschäftigen und haben hierzu den Bildungsforscher Jürgen Baumert eingeladen. Die Verbesserung der Ausbildung im Bereich der Lehrkräfte hatte Hamburgs Schulsenator Rabe während seiner KMK-Präsidentschaft zu einem besonderen Anliegen erklärt.

Wie sein Vorgänger Rabe will sich auch KMK-Chef Dorgerloh über die schulische Perspektive hinaus um die Verbesserung der beruflichen Ausbildungslage kümmern. Den Übergang von der Schule in den Beruf hatte Rabe in seinem Bilanzpressegespräch am 11. Januar unter Hinweis auf Hamburger Zahlen als Achillesferse des Bildungsbereichs bezeichnet: Dort seien nur 25 Prozent der Schulabgänger mit Haupt,- Real- oder ohne Abschluss unmittelbar nach den Sommerferien in eine Ausbildung übergegangen – 17 Prozent in eine duale und acht Prozent in vollschulische Ausbildungsgänge (z.B. Altenpflege- oder Erzieherausbildung). Zwar stelle sich die Bilanz in einigen Bundesländern unter Umständen anders dar, „wer aber laut über Fachkräftemangel klagt, kann diese schwierige Lage von jungen Menschen, die aus der Schule heraus in ein Loch fallen, nicht übersehen“, hatte Rabe betont.

Rabe zog Erfolgreiche Bilanz 2012

Rückblickend auf das vergangene Jahr hatte der Senator Rabe ein positives Resümee seiner Präsidentschaft gezogen. Er erinnerte daran, dass er nur acht Monate nach dem Start seiner Hamburger Aufgabe mit der Übernahme der KMK-Präsidentschaft konfrontiert gewesen sei. Ein „bildungspolitischer Meilenstein“ in seiner KMK-Amtsperiode sei beispielsweise der Beschluss zu verbindlichen Bildungsstandards für die Abiturprüfungen gewesen. Bundesweit einheitlich werden dadurch ab dem Schuljahr 2016/17 gleich schwere Aufgaben in den Fächern Deutsch, Mathematik und den fortgeführten Fremdsprachen Englisch und Französisch von den AbiturientInnen gelöst werden müssen.

Auch im Bereich der kulturellen Bildung konnte nach Angaben Rabes der Dialog zwischen KünstlerInnen und VertreterInnen von Verbänden über verstärkte Kooperationen – zum Beispiel über Ganztagsangebote – hergestellt werden. Diese Gespräche sollen während der Präsidentschaft Dorgerlohs weitergeführt und zu einem positiven Ende gebracht werden. Bereits Ende Januar findet dazu eine zweitägige Fachtagung der Stiftung Mercator und der KMK in Essen statt. Ziel der Veranstaltung wird sein, konkrete Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Schule und Kultur in den Ländern zu entwickeln, schließlich sei „kulturelle Bildung für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen von entscheidender Bedeutung“ (Senator Rabe).

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