STUDIE : „Bildungsmonitor 2016“: Insgesamt keine Verbesserung in der deutschen Bildungslandschaft

18. August 2016 // zwd Berlin (hr).

  • Sachsen, Thüringen und Bayern an der Spitze
  • Mehr Investitionen in die Bildung angemahnt

  • Zum ersten Mal erreichen die Bundesländer beim Bildungsmonitor im Vergleich zum Vorjahr keine Fortschritte im Gesamtbild der zwölf Handlungsfelder. Zu diesen Ergebnissen kommt der Bildungsmonitor 2016, eine Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag der wirtschaftsnahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Vor allem für die Bildungsintegration der Flüchtlinge bestehe dringender Handlungsbedarf.

    „Zum ersten Mal in 13 Jahren Bildungsmonitor haben die Länder im Durchschnitt keine Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr erreicht. Vor allem bei der Integration ausländischer Schüler gibt es sogar Rückschritte – so ist die Schulabbrecherquote unter Ausländern innerhalb eines Jahres von 10,7 auf 11,9 Prozent gestiegen“, sagte Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der INSM, der die Studie am Donnerstag in Berlin gemeinsam mit Studienleiter Prof. Axel Plünnecke vom IW in vorgestellt hat. Dies gebe Anlass zur Sorge, denn mit der Bildungsintegration der Flüchtlinge stehe die Bildungspolitik vor einer neuen, riesengroßen Herausforderung, betonte Pellengahr.

    Die leistungsfähigsten Bildungssysteme haben Sachsen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg. In den vorderen fünf Ländern zeigt sich trotz einer Reihe an Stärken auch weiterhin deutlicher Handlungsbedarf. So erreicht Sachsen Spitzenplätze bei der Forschungsorientierung, der Förderinfrastruktur und der Schulqualität, hat aber seit einigen Jahren einen Zuwachs an ausländischen SchulabbrecherInnen. In Thüringen sind die Bildungsausgaben je SchülerIn hoch, zudem sind die Betreuungsbedingungen sehr gut. Gleichwohl hat Thüringen jedoch einen sehr hohen Anteil älterer LehrerInnen, die in den kommenden Jahren nur schwer ersetzt werden können. Bayern ist Spitze bei der beruflichen Bildung, bei der Vermeidung von Bildungsarmut und dem effizienten Mitteleinsatz im Bildungssystem, hat aber ebenso wie Baden-Württemberg weiterhin Nachholbedarf beim Ausbau von Ganztagsplätzen. Hamburg ist führend bei der internationalen Ausrichtung des Bildungssystems, ein hoher Anteil der Schüler erreicht aber nicht die Mindestanforderungen im Lesen oder der Mathematik.

    Deutliche Fortschrittsunterschiede zwischen den Ländern

    Über einen längeren Zeitraum zeigen sich im Bildungsmonitor deutliche Unterschiede im Fortschritt der Bildungssysteme der Länder. So konnten im Vergleich zum Basisjahr 2013 das Saarland (+9,2 Punkte) und Hamburg (+7,0 Punkte) deutlich zulegen, während Schleswig-Holstein (-0,2 Punkte) sogar leicht zurückfällt, Sachsen (+0,3 Punkte) und Baden-Württemberg (+0,3 Punkte) im gleichen Zeitraum nur geringfügig zulegen können. Im zurückliegenden Jahr konnte im Gesamtbild der Länder kein Fortschritt mehr erreicht werden.

    „Die Länder müssen der Bildung in den öffentlichen Haushalten einen höheren Stellenwert einräumen. Im Jahr 2017 werden allein rund 98.500 zusätzliche Kita-Plätze für die Flüchtlingskinder benötigt. Dazu braucht es Lehrkräfte für rund 200.000 zusätzliche Schulkinder und ein Ausbau der Berufsvorbereitung“, mahnte Prof. Plünnecke. Im Jahr 2017 bedeutete dies zusätzliche Bildungsausgaben des Staates in Höhe von 3,5 Milliarden Euro. „Aus humanitärer Sicht sind diese Ausgaben für eine bessere Bildungsintegration dringend geboten. Und auch fiskalisch können sie sich langfristig über eine bessere Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge rechnen“, so der Studienleiter.

    In die Studie „Bildungsmonitor 2016“ wurden 93 Indikatoren einbezogen, darunter Indikatoren zur Beschreibung der Infrastruktur, beispielsweise die Verfügbarkeit von Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuungsmöglichkeiten sowie die Betreuungsrelationen an Schulen. Im Bildungsmonitor 2016 wurde als Sonderkapitel die Bildungsintegration von Flüchtlingen näher betrachtet.

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