STUDIE : Ganztagsschulen: Rahmenbedingungen abhängig von Bundesland und Schulform

27. April 2016 // ticker

  • Bertelsmann-Stiftung fordert bundeseinheitliche Mindeststandards
  • Ressourcenausstattung an Grundschulen schlechter als an weiterführenden Schulen

  • zwd Gütersloh (hr/ticker). Ganztagsschule ist nicht gleich Ganztagsschule. So unterscheiden sich die Rahmenbedingungen für Ganztagsschulen stark zwischen den Bundesländern und den Schulstufen. Beispielsweise ist die Ressourcenausstattung an weiterführenden Schulen durchschnittlich schlechter als an Grundschulen. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, „Die landesseitige Ausstattung gebundener Ganztagsschulen mit personellen Ressourcen – Ein Bundesländervergleich“, die am Donnerstag vorgestellt wurde und die Regelungen der 16 Bundesländer für gebundene Ganztagsschulen untersucht hat. Sie ermöglicht damit erstmals eine differenzierte Abschätzung der dortigen Lernbedingungen.

    „Wo an Deutschlands Schulen Ganztag drauf steht, ist leider nicht immer Ganztag drin. Die unterschiedlichen Rahmenbedingungen gebundener Ganztagsschulen weisen auf ein konzeptionelles Vakuum hin“, sagte Jörg Dräger, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann-Stiftung. Bundesweite Mindeststandards für Ganztagsschulen seien jedoch notwendig, um gleichwertige Lernchancen zu ermöglichen, betonte er.

    Hessen mit 22 Stunden zusätzlicher Lernzeit Spitzenreiter

    Momentan ist die Zeit, die GanztagsschülerInnen über den Unterricht hinaus zum Lernen in der Schule zur Verfügung steht, ist abhängig von Schulstufe und Bundesland. Grund dafür sind unterschiedliche Vorgaben der Länder zu Anzahl und Umfang der Ganztage. Mit dem Wechsel von Grund- zu weiterführenden Schulen sinkt diese Lernzeit: Die zusätzliche Lernzeit an Grundschulen mit verpflichtendem Ganztagsbetrieb beträgt durchschnittlich knapp 14 Stunden pro Woche. An weiterführenden Schulen umfasst sie nur 8 Stunden. Zwischen den Bundesländern sind die Unterschiede nach den Ergebnissen der Studie ebenfalls groß: In den Grundschulen reicht die zusätzliche Lernzeit von 8 (Thüringen, Sachsen, Nordrhein-Westfalen) bis 22 Stunden (Hessen) pro Woche. Auch in der Sekundarstufe I bieten Ganztagsschulen in Hessen mit 16 Stunden die meiste zusätzliche Lernzeit. Mit rund 4 Stunden bilden Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen die Schlusslichter.

    Auch die Zahl pädagogischer Fachkräfte variiert ebenfalls beträchtlich zwischen Schulformen und Bundesländern. So erhalten Grundschulklassen im Schnitt von den Ländern zusätzliches Personal für 12, an weiterführenden Schulen für 5 Wochenstunden. Die Spannweite zwischen den Bundesländern reicht bei Ganztagsgrundschulen von 3 (Bremen) bis zu knapp 32 zusätzlichen Wochenstunden (Saarland). In der Sekundarstufe I liegen die Unterschiede zwischen einer bis anderthalb Wochenstunden (Bremen, Sachsen, Thüringen) und 10 zusätzlichen Wochenstunden (Berlin, Rheinland-Pfalz, Saarland).

    Die Studie, die von den Autoren Prof. Klaus Klemm und Dirk Zorn erarbeitet wurde, beruht in Teilen auf einer Dokumentation einschlägiger Erlasse und Verordnungen, die Prof. Nils Berkemeyer im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung Ende 2015 mit Unterstützung der zuständigen Referate in den Kultusministerien der Länder erstellt hat.

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