INTEGRATION : Jugendämter in Deutschland warnen vor Perspektiv-Krise junger Flüchtlinge

20. November 2016 // zwd Berlin (hr/ticker).

  • Vielen hochmotivierten Jugendlichen droht Abschiebung
  • „Deutschland muss Willkommens-Reserven mobilisieren“

  • (Bildquelle: bagljae.de) Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter jedoch vor einer „Perspektiv-Krise“ bei jungen Flüchtlingen gewarnt. Die zermürbende und psychisch enorm belastende Unsicherheit über ihre Zukunft in Deutschland sei eine große Schwierigkeit, mahnte der Verband am Montag auf dem Jugendamts-Tag in Berlin.

    „Junge geflüchtete Menschen brauchen eine sichere Bleibeperspektive, um sich integrieren zu können. Sie brauchen einen Aufenthaltstitel und einen Pass – und das möglichst schnell“, sagte die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter, Birgit Zeller (Foto). Die rund 600 Jugendämter in Deutschland kümmern sich derzeit um rund 63.000 junge Flüchtlinge (51.000 Minderjährige und 12.000 junge Volljährige). Seit genau einem Jahr sind bundesweit alle Jugendämter für deren Betreuung verantwortlich. „Die Jugendämter geben damit vielen jungen Flüchtlingen die erste, entscheidende Starthilfe ins neue Leben – eine soziale, pädagogische und menschliche Mammutaufgabe“, so Zeller. Die Jugendämter arbeiten mit Schulen, Arbeitsagenturen und Ausländerbehörden zusammen. Sie integrieren die jungen Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind, in Sportvereine, in die Stadtteil- und Jugendarbeit.

    Jugendämter in ganz Deutschland hätten unzählige Beispiele von engagierten, hoch motivierten und integrationswilligen jungen Menschen, denen mittel- oder langfristig eine Abschiebung in ein vermeintlich sicheres Herkunftsland drohe, hieß es. Dies habe sich nach Beobachtung der Jugendämter zu einem enormen Problem entwickelt. Deutschland müsse daher „Willkommens-Reserven“ mobilisieren: „Die Wirtschaft – vom Handwerksbetrieb bis zum Großkonzern – muss über das bisherige Maß hinaus Ausbildungsplätze bereitstellen“, forderte Zeller. „Es geht nur Hand in Hand mit der Wirtschaft, wenn die Jugendämter gerade die starke Altersgruppe der 16- bis 18-Jährigen für einen Start in die Ausbildung und ins Berufsleben vorbereiten wollen“, betonte sie. Immerhin biete ein Ausbildungsplatz jungen Flüchtlingen auch eine echte Bleibeperspektive. „Jedes Jugendamt kennt viele geflüchtete Jugendliche, für die es schade wäre, wenn ihnen diese Chance nicht gegeben würde“, so Zeller.

    Artikel als E-Mail versenden