STUDIE: WARUM SEH ICH NICHT SO AUS? : Schönheitsideale der Medien hinterfragen

5. März 2017 // Gleichstellung in der digitalen Gesellschaft

  • Veranstaltung in Köln für mehr Vielfalt
  • 400.000 Menschen in NRW leiden an Essstörungen
  • Steffens: Fragwürdigen Challenges entgegentreten

  • (Bildquelle: www.gleichstellungimnetz.nrw/mgepa/de/home)zwd Köln (mb/ticker). „Starke Vorbilder pfeifen auf genormte Körpermaße“, sagte Barbara Steffens (Bündnis 90/Die Grüne) in ihrer Eröffnungsrede der Veranstaltung #body*talk am vergangenen Wochenende in Köln. Die Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter warnte, dass inszenierte Schönheitsideale in den sozialen Netzwerken und im Fernsehen Menschen seelische und körperliche Schäden zufügen können. Die Veranstaltung, die unter dem Motto „Rollenbilder, Schönheitsdiktate und Empowerment“ stand, wurde von Stefanie Lohaus, Redakteurin und Herausgeberin des feministischen Missy Magazines, moderiert.

    Schönheitswettbewerbe im Internet

    Die immer noch vorhandenen Rollenzuschreibungen und Schönheitsideale betreffen Frauen noch immer stärker als Männer. In der digitalen Welt würden diese Kriterien ins Extreme gesteigert. Dies sei an Schönheitswettbewerben zu erkennen, die weltweit Verbreitung und Aufmerksamkeit finden. Challenges, in denen beispielsweise die Taille schmaler sein soll als ein DIN-A4 Papierblatt, beeinflussen das Verhältnis von Kindern und Jugendlichen zu ihren Körpern sehr, erklärte die Grünen-Politkerin. Zudem würden Fotomontagen und manipulierte Vorher-Nachher-Bilder die Grenze zwischen Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen lassen.

    Seelische und körperliche Schäden

    Die Folgen dieser verzerrten Realitäten im Internet können seelische und körperliche Schäden hervorrufen, die von mangelndem Selbstwertgefühl über Depressionen bis zu lebensbedrohlichen Essstörungen reichen. Die Ministerin verwies auf die Studie „Warum seh‘ ich nicht so aus? Fernsehen im Kontext von Essstörungen“ aus dem Jahr 2016. In dieser schätzen Expert*innen, dass rund 400.000 Menschen in NRW an Essstörungen leiden – 90 bis 95% von ihnen sind Frauen. Die meisten Betroffenen erkranken im Alter zwischen 15 und 24 Jahren.

    Mädchen und Frauen in ihrer Individualität stärken

    Steffens möchte dieser Entwicklung entgegentreten: „Das Diktat, was als schön zu gelten hat und was nicht, übt besonders auf Mädchen und junge Frauen starken Druck aus.“ Dieser würde durch die Verbreitung im Internet noch gestärkt. Die Veranstaltung, die im Vorfeld des Internationalen Frauentages stattfand, sollte helfen, „dem Korsett der Erwartungen vielfältige und alternative Körperbilder entgegenzusetzen.“ Die Bloggerin Magda Albrecht vom Blog „Mädchenmannschaft“ trat als Vertreterin der Body-Positive-Bewegung auf. Sie problematisierte in ihrem Vortrag, dass „in den Medien überwiegend heterosexuelle, schlanke, normschöne, weiße Menschen ohne Behinderung dargestellt“ würden. Dies konstruierte Bild würde viele Menschen ausschließen.



    Die Kulturwissenschaftlerin, Journalistin und Buchautorin Dr. Mithu M. Sanyal sieht das Netz jedoch nicht nur als Gefahr an und betont, dass soziale Netzwerke neben Diskriminierungserfahrungen auch ein Ort „für Solidarität und Wissenstransfer und damit des Empowernments bilden.“
    Die Digitalisierung ist eines der Kernthemen der Landesregierung Nordrhein-Westfalens, Steffens hat mit ihrem Ministerium einen Schwerpunkt auf die Gleichstellung in der digitalen Gesellschaft gesetzt.

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