„MIND THE GAP“-STUDIE ZU BILDUNGSCHANCEN : EU-Studie zeigt enormes Bildungsgefälle und überraschenden Sieger

13. September 2012 // ticker

zwd Brüssel (mhh). Chemnitz ist die erfolgreichste Bildungsstadt Deutschlands. Zumindest wenn es nach einer neuen Studie der Europäischen Kommission zu den Bildungschancen in den europäischen Regionen geht. Denn die belegt, dass in Chemnitz nur eines von zehn Kindern die Schule mit einem niedrigen Schulabschluss verlässt, während 60 Prozent die Hochschulreife erlangen. Am anderen Ende der Skala für Deutschland steht Bremen, wo drei von zehn SchülerInnen höchstens ein Hauptschulabschluss gelingt. Insgesamt stellt der am 14. September veröffentlichte „Mind the Gap“-Bericht ein erhebliches Bildungsgefälle in Europa fest.

Koblenz mit niedrigster Akademikerquote von 15,2 Prozent

Europaweit nimmt die tschechische Hauptstadt Prag laut EU-Studie die Spitzenposition bei der Vermeidung von Bildungsarmut ein. Dicht gefolgt jedoch von so manch ostdeutscher Region. Hinten liegen die Südeuropäischen Länder Spanien und Portugal: Dort ist der Anteil der über 15Jährigen, die nur einen 10. Klasse-Schulabschluss haben, am höchsten. Grundsätzlich stellt die Studie ein Nord-Süd-Gefälle fest, nach dem die Bildungschancen immer schlechter werden, je weiter man nach Süden kommt.

Die Studienautoren haben auch die Akademiker-Anteile in den europäischen Regionen miteinander verglichen. Hier liegt die Bundesrepublik erfahrungsgemäß eher schlecht positioniert, da viele Deutsche die duale Berufsausbildung einem Studium vorziehen. Mit Studienabschlussquoten von über 40 Prozent können das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Nordspanien und Zypern die höchsten Akademikeranteile vorweisen. Den größten Nachholbedarf haben Italien, Portugal, Rumänien und Tschechien. Innerhalb Deutschlands bringt abermals eine sächsische Stadt die meisten Bachelor- und Masterabsolventen hervor: In Dresden erreichen 28,9 Prozent einer Altersgruppe einen solchen Abschluss. Den schlechtesten Wert hat demgegenüber Koblenz mit 15,2 Prozent.

Europäischen Strukturfonds für mehr Chancengleichheit nutzen

Anlässlich der Vorstellung des Berichts forderte die EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, Androulla Vassiliou, die EU-Länder auf, mehr dafür zu tun, dass Chancengleichheit Realität wird und Menschen unabhängig von der Region, aus der sie stammen, die gleichen Bildungschancen bekommen. „Es ist an der Zeit, dass wir Ernst machen und unsere Zusagen einhalten. Wir müssen uns mit der geografischen Ungleichheit im Bildungsbereich befassen, wenn wir zu einer ausgewogenen regionalen Entwicklung und sozialem Zusammenhalt kommen wollen“, stellte Vassiliou fest. Besonders die europäischen Strukturfonds müssen aus ihrer Sicht künftig stärker zu diesem Zweck genutzt werden.

Der „Mind the Gap“-Bericht zu Bildungsungleichheit in den europäischen Regionen wurde vom Expertennetzwerk für soziale Aspekte der allgemeinen und beruflichen Bildung (NESSE) für die Europäische Kommission erstellt. Die Leitung der Autorengruppe hat Dimitris Ballas von der Universität Sheffield inne. Der Bericht basiert auf Eurostat-Daten und enthält über 100 Karten, in denen die regionalen Unterschiede dargestellt sind.

Den kompletten Bericht finden sie hier

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