ZUWANDERUNG : Deutsche skeptisch beim Bildungsniveau von Flüchtlingen

14. September 2016 // zwd Berlin (hr/ticker).

  • LehrerInnen mit deutlich positiverer Einstellung als Gesamtbevölkerung
  • Mehrheit auch für staatlich verpflichtende Sprachkurse

  • Drei Viertel der Deutschen schätzen den durchschnittlichen Bildungsstand der Flüchtlinge als niedrig ein. Das ist ein Ergebnis des ifo-Bildungsbarometers, das am Mittwoch bei der Leibniz-Gemeinschaft in Berlin vorgestellt wurde. Dementsprechend glaubt die Mehrheit (53 Prozent zu 33 Prozent) nicht, dass die Flüchtlinge dabei helfen, den Fachkräftemangel der deutschen Wirtschaft zu verringern.

    Mehrheiten finden sich für staatlich finanzierte verpflichtende Sprachkurse (75 Prozent dafür, 18 Prozent dagegen), eine Ausweitung der Schulpflicht bis 21 Jahre (58:26) und ein zweijähriges Bleiberecht nach Abschluss einer Ausbildung (50:37). Gespalten sind die Bürger bei den Fragen einer staatlichen Übernahme von Ausbildungskosten der Betriebe (45:41) und einem Ausbau verkürzter Ausbildungsberufe (38:44) für Flüchtlinge. Die staatlichen Bildungsausgaben pro Flüchtling sollten nach Ansicht der Mehrheit eher unverändert bleiben. Zur Förderung von Flüchtlingskindern finden sich deutliche Mehrheiten für eine möglichst gleichmäßige regionale Verteilung auf die Schulen, für zusätzliche Bundesmittel für SozialarbeiterInnen, SprachlehrerInnen und PsychologInnen an Schulen und für eine steuerlich finanzierte Kindergartenpflicht für Flüchtlingskinder ab drei Jahren. Bei der Frage, ob Flüchtlingskinder zunächst länger in getrennten Förderklassen unterrichtet oder schnell in existierende Schulklassen integriert werden sollten, ergibt sich in der Umfrage kein eindeutiges Bild.

    LehrerInnen, die im diesjährigen ifo-Bildungsbarometer besonders befragt wurden, stehen vielen Bildungsreformen zur Integration von Flüchtlingen noch deutlich positiver gegenüber als die Gesamtbevölkerung. Im Gegensatz zur Gesamtbevölkerung befürworten sie auch mehrheitlich höhere Lehrergehälter (74 Prozent der LehrerInnen, 40 Prozent der Bevölkerung) und die Verbeamtung (65, 33), sind aber mehrheitlich gegen ein Ganztagsschulsystem, die Inklusion von Kindern mit Lernschwächen in Regelschulen, den Einsatz von Quereinsteigern im Lehrerberuf und Gehaltszuschläge für gute Lernfortschritte. Lehrkräfte geben den Schulen in ganz Deutschland schlechtere Noten als die Gesamtbevölkerung, den eigenen Schulen vor Ort hingegen bessere.

    LehrerInnen und andere Deutsche stimmen allerdings auch überein – etwa bei der mehrheitlichen Zustimmung zu Aufnahmeprüfungen beim Zugang zum Lehramtsstudium (86 Prozent der Deutschen dafür), zu deutschlandweit einheitlichen Vergleichstests (83), zur Autonomie von Schulleitungen bei der Einstellung von Lehrkräften (72) und zur Aufteilung auf weiterführende Schularten erst nach der sechsten Klasse (67). Auch gibt es in beiden Gruppen große Zustimmung für eine Fortbildungspflicht für Lehrkräfte, wobei die Gesamtbevölkerung Fortbildungen außerhalb der Unterrichtszeit bevorzugt, Lehrkräfte hingegen während der Unterrichtszeit.

    Beim ifo-Bildungsbarometer befragte das Forschungsinstitut TNS Infratest von Ende April bis Anfang Juni 2016 über 4.000 Personen zu bildungspolitischen Themen. Die Umfrage wurde von der Leibniz-Gemeinschaft finanziert.

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