FRAUEN IN DIE AUFSICHTSRÄTE : 57 von 160 Dax-Unternehmen sind an der Spitze „frauenfrei“

29. Mai 2012 // zwd Berlin (ig/Ticker).

Ernüchternde Bilanz von FidAR: Frauenanteil in Unternehmensspitzen stieg lediglich um 2,2 Prozent | Selbstverpflichtung der Wirtschaft blieb relativ wirkungslos

Mit der Vorlage des Women-on-Board-Index 2012 hat die Vereinigung „Frauen in die Aufsichtsräte“ (FidAR) eine ernüchternde Bilanz gezogen. Elf Jahre nach der Selbstverpflichtungserklärung der deutschen Wirtschaft, den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen, und drei Jahre nach der Aufnahme der Forderung nach mehr Vielfalt in den Deutschen Corporate Governance Kodex liegt der kumulierte Anteil von Frauen in den Führungsetagen der Wirtschaft bei lediglich 8,7 Prozent (Stand 14.05.2012).

In der Studie ging es um die Frage, wie sich der Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen der 160 im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX notierten Unternehmen im Jahr 2011 entwickelt hat. Die Ergebnisse sind im WoB-Index niedergelegt. Demnach ist der Frauenanteil an der Führungsspitze börsennotierter Unternehmen in Deutschland seit Januar 2011 um 2,2 Prozentpunkte gestiegen (www.fidar.de/wob-index). Angesichts dieses Zuwachses im Vergleich zum Vorjahr konstatierte die FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow:„Wieder nur eine marginale Verbesserung“.

Schulz-Strelow: Wir wollen nicht noch 30 Jahre warten
In den Aufsichtsräten und Vorständen der 160 DAX, MDAX, SDAX und TecDAX-Unternehmen sind insgesamt lediglich 8,7 Prozent Frauen vertreten, davon 13,7 Prozent in den Aufsichtsräten und 3,7 Prozent in den Vorständen. Nach wie vor stellt die ArbeitnehmerInnenseite deutlich mehr Frauen in den Aufsichtsräten als die ArbeitgeberInnenseite. Betrachtet man ausschließlich die AnteilseignerInnenseite, liegt der Frauenanteil laut FidAR nur bei 5,4 Prozent. Noch immer sei in 57 der 160 DAX-Unternehmen weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand eine Frau vertreten. Mit der Berufung von Dagmar P. Kollmann in den Aufsichtsrat habe sich die Deutsche Telekom hinter den Spitzenreitern GfK, Douglas und Deutz in der letzten Woche auf Platz 4 vorgeschoben.

Der aktuelle Women-on Board-Index zeigt nach den Worten der FidAR-Präsidentin Schulz-Strelow, dass die Fortschritte unter dem Strich bei weitem nicht ausreichen, obwohl viele Unternehmen schon jetzt mehr Frauen in Führungspositionen beriefen. Die deutschen privaten wie öffentlichen Unternehmen haben laut FidAR nach wie vor gewaltigen Aufholbedarf bei der Chancengleichheit. Veränderungen dürften daher nicht von Legislaturperioden abhängig gemacht werden. Politiker müssten auch unbequeme Themen angehen. Es sei wichtig, dass Bundeskanzlerin Merkel eine klare Aussage treffe, und auch die FDP sollte sich der Quote nicht länger verweigern. Schulz-Strelow: „Beim jetzigen Tempo müssten wir allerdings weitere 30 Jahre warten, bis ein Drittel der Aufsichtsräte mit Frauen besetzt ist. Daher setzen wir darauf, dass die FlexiQuote bald durch gesetzlich verbindliche Vorgaben abgelöst wird“.

"2013 ist kein Schlüsseljahr für AR-Wahlen"
Nach einer aktuellen Untersuchung von FidAR baut der Verweis auf die Aufsichtsratswahlen im Jahr 2013 zwar eine Erwartungshaltung für Neubesetzungen auf, führt jedoch nicht wirklich weiter. „Auch schon 2012 wurden zahlreiche Aufsichtsräte neu bestimmt. 2013 ist bei weitem nicht das Schlüsseljahr für Aufsichtsratswahlen. Lediglich in 29 Prozent der 160 DAX, MDAX-, SDAX und TecDAX-Unternehmen werden im kommenden Jahr die Aufsichtsräte neu gewählt. Wir sollten hier und jetzt die Weichen für eine gleichberechtigte Präsenz von Frauen in Führungspositionen stellen, damit in den Folgejahren die Benennung von Frauen Teil des normalen Nominierungsprozesses wird“, so Schulz-Strelow.

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