INKLUSION : UNESCO-Beraterteams helfen Kommunen, bei der Inklusion voranzugehen

24. August 2011 // zwd Bonn (mhh).

Der Expertenkreis „Inklusive Bildung" der Deutschen UNESCO-Kommission hat sich am 24. August für drei Regionen entschieden, die für etwa ein halbes Jahr bei der Umsetzung von inklusiver Bildung beraten werden. Fünfköpfige Beraterteams mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Recht werden die Städteregion Aachen, den Landkreis Oberspreewald-Lausitz und die Landeshauptstadt Wiesbaden ab dem 30. August in ihren Bestrebungen nach gemeinsamem Unterricht für Kinder mit und ohne Behinderungen unterstützen. Die Hilfestellungen in der Öffentlichkeitsarbeit, bei pädagogischen Konzepten oder rechtlichen Fragen sollen über die Regionen hinaus Multiplikatoreneffekte erzielen.

Zuständigkeit der Länder stellt Kommunen vor Schwierigkeiten

Nach einem ersten Treffen in Bonn wird die eigentliche Beratung vor Ort stattfinden. Schwerpunkte der Beratung bestehen laut Katja Römer, Fachbereichsleiterin bei der UNESCO-Kommission, im rechtlichen Bereich. Da für den Unterricht und die Schulpolitik generell die Länder zuständig sind, stellt die Umsetzung inklusiver Konzepte viele Kommunen vor rechtliche Schwierigkeiten. Die Expertinnen und Experten zeigten Möglichkeiten auf, wie die gewünschten Maßnahmen auf legalem Wege umzusetzen seien, erklärte Römer. Auch an den pädagogischen Konzepten arbeiten die Beraterteams mit den Kommunen. So können diese beispielsweise Hilfestellung geben, wo am Sinnvollsten wie viele Lehrkräfte einzusetzen sind. Dies kann den Städten und Gemeinden viel Geld sparen. Da Teile der Öffentlichkeit noch von der Sinnhaftigkeit der Inklusion überzeugt werden müssen, spielt auch die Öffentlichkeitsarbeit und das Gewinnen anderer PolitikerInnen für das Projekt inklusive Schule eine Rolle in der Beratungsarbeit der Kommission.

Die Beratungen werden von WissenschaftlerInnen wie dem Bildungsforscher Prof. Klaus Klemm, dem Integrationspädagogen Prof. Andreas Hinz oder dem Professor für Inklusive Soziale Arbeit, Jo Jerg, und PraktikerInnen wie dem ehemaligen Schulleiter der „Waldhofschule Eine Schule für alle“, Wilfried W. Steinert, durchgeführt.

Gemeinsames Treffen im Frühjahr

30 Regionen hatten sich beworben. Sie alle mussten im Vorfeld nachweisen, sich bereits intensiv mit der Thematik beschäftigt zu haben und regional gut vernetzt zu sein. Alle Bewerbungen seien von hoher Qualität gewesen, sagte die Vorsitzende des Expertenkreises „Inklusive Bildung", Ministerin a. D. Ute Erdsiek-Rave. Die begrenzten Kapazitäten lassen allerdings nicht mehr Beratungen zu. Um trotzdem einen möglichst großen Effekt zu erzielen, werden alle Bewerberregionen nächstes Jahr im Frühjahr zu einem Treffen eingeladen. Auch eine zweite und dritte Beratungsrunde ist angedacht.

Ziel des von der Peter Ustinov Stiftung unterstützten Projektes ist es, allen Kindern eine qualitativ hochwertige Bildung zu ermöglichen - unabhängig von Lernbedürfnissen, Geschlecht oder Herkunft. Inklusive Bildung ist ein zentrales Anliegen der UNESCO und nach der UN-Behindertenrechtskonvention ein Menschenrecht. Die Konvention gilt seit März 2009 auch in Deutschland, das im internationalen Vergleich einen erheblichen Nachholbedarf bei dem Thema hat. Der Anteil von Kindern mit besonderem Förderbedarf, die eine allgemeinbildende Schule besuchen, liegt in Deutschland bei lediglich 20 Prozent. Kinder mit Migrationshintergrund besuchen besonders häufig Förderschulen, in denen sie keinen qualifizierenden Schulabschluss erhalten. Deshalb fordert die Deutsche UNESCO-Kommission, Barrieren zügig abzubauen. Die drei ausgewählten Regionen wollen eine inklusive Bildung kontinuierlich umsetzen.

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