FACHKRÄFTEOFFENSIVE : 300 Millionen Euro vom Bund für mehr Erzieher*innen

18. Dezember 2018 // Hannes Reinhardt

Der Bund will den Ländern helfen, mehr Erzieher*innen für eine bessere Betreuung in den Kitas zu finden. Zusätzlich zu den zugesagten 5,5 Milliarden Euro aus dem Gute-Kita-Gesetz will Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) den Ländern rund 300 Millionen Euro für eine Fachkräfteoffensive zur Verfügung stellen.

zwd Berlin (hr). „Es muss attraktiver werden, eine Ausbildung anzufangen, sie abzuschließen und danach im Beruf zu bleiben. Das ist eine Aufgabe für alle: Bund, Länder, Kommunen und Tarifparteien. Gemeinsam müssen wir jetzt dafür sorgen, Verbesserungen zu erreichen“, erklärte Giffey. Die Investitionen in qualitativ gute Kinderbetreuung seien Investitionen in die Fachkräfte selbst, in die Chancen der Kinder und in den Zusammenhalt in der Gesellschaft insgesamt. Geplant ist, von 2019 bis 2022 insgesamt rund 300 Millionen Euro als Impuls den Ländern und damit den Einrichtungen vor Ort zur Verfügung zu stellen.

Die Fachkräfteoffensive umfasst nach Angaben des Bundesfamilienministeriums die drei „Ps“ fürs Personal:

  • Praxisintegrierte vergütete Ausbildung: Das Programm fördert 5.000 Plätze in der praxisintegrierten Ausbildung von Erzieherfachschüler*innen ab dem Ausbildungsjahr 2019.
  • Praxisanleitung: Damit sich mehr Erzieher*innen zu professionellen Anleitungsfachkräften weiterqualifizieren und Zeit für die Ausbildung des Nachwuchses in der Praxis bekommen, werden entsprechende Weiterqualifikationen und Freistellungen gefördert.
  • Perspektiven mit Aufstiegsbonus: Damit sich höhere Qualifikation und die Übernahme besonderer Verantwortung besser bezahlt machen, werden Zuschüsse zur Vergütung von Fachkräften gefördert, die aufgrund einer Zusatzqualifikation mit einer besonderen Aufgabe betraut werden und so mehr verdienen.

Studien zeigen Personallücke auf

„Alle Bemühungen um mehr Qualität werden nur dann funktionieren, wenn es fähige Menschen gibt, die das vor Ort machen,“ unterstrich Ministerin Giffey. Nach aktuellen Berechnungen werde die Personallücke in der frühen Bildung bis zum Jahr 2025 bei bis zu 191.000 Erzieher*innen liegen. Diese Zahlen verdeutlichten, dass mehr passieren müsse, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Giffey: „Erzieherinnen und Erzieher werden zwar wertgeschätzt, das muss sich künftig aber auch konkret bei ihnen bemerkbar machen. Dafür will ich mit der Fachkräfteoffensive einen spürbaren Anstoß geben.“

Die von der Ministerin angesprochenen Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts prognos zeigt auch Potenziale auf, die sich mit einer attraktiveren Ausbildung, der Gewinnung neuer Zielgruppen und einer besseren Bindung der Fachkräfte ergeben. Eine neue Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach mache zudem deutlich, welch große Bedeutung die Bevölkerung dem Erzieherberuf beimisst. Demnach sagen 86 Prozent der Befragten, die Arbeit sei fordernd und anspruchsvoll. 66 Prozent finden, dass Erzieher*innen zu wenig verdienen. 83 Prozent halten es für nicht richtig, wenn keine Ausbildungsvergütung gezahlt wird.

„Der Erzieherberuf muss auch auf Dauer attraktiv sein. Zwar ist den Fachkräften die berufliche Weiterbildung wichtig, sie zahlt sich aber derzeit nicht aus“, erklärte der familienpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sönke Rix. Mit dem sogenannten Aufstiegsbonus sollen Träger besonders qualifiziertes Fachpersonal höher eingruppieren können. Die Linken-Bundestagsfraktion kritisierte Giffeys Konzept. „Die Fachkräfteoffensive des Familienministeriums verdient den Namen nicht. Die angekündigten 300 Millionen Euro sind viel zu wenig, um dem Fachkräftemangel in den Kitas zu begegnen“, sagte der kinderpolitische Sprecher Norbert Müller. Dass Ministerin Giffey das Geld nun „nach dem Gießkannenprinzip“ verteilen wolle, sei weder nachhaltig noch werde es den Fachkräftemangel kurzfristig beseitigen.

Die Mittel aus dem Bundesprogramm können von Trägern von Kinderbetreuungseinrichtungen über ein Onlineverfahren beantragt werden. Das Interessenbekundungsverfahren soll im Februar 2019 starten.

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