zwd Wiesbaden/Berlin. Insgesamt erhielten 727.000 Personen in Deutschland Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz. Das waren 55.000 weniger als im Jahr 2017 (-7,1 %). Von den Geförderten waren 2018 rund 209.000 Schüler*innen und 518.000 Studierende. Die Zahl der geförderten Schüler*innen ging im Vergleich zum Vorjahr um 7,3 Prozent zurück, die Zahl der geförderten Studierenden fiel um 7,0 Prozent.
Im Durchschnitt erhielten 2018 geförderte Studierende 493 Euro (-6 Euro), geförderte Schüler*innen 454 Euro pro Person (-2 Euro). Die Hälfte der BAföG-Empfänger*innen (363.000) erhielt den maximalen Förderbetrag (Vollförderung). Ebenfalls die Hälfte (364.000) erhielt eine Teilförderung, die geleistet wird, wenn das Einkommen der Geförderten oder der Eltern bestimmte Grenzen übersteigt. Die Zahl der Vollgeförderten sank im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr um 5,4 Prozent, die Zahl der Teilgeförderten um 8,7 Prozent. Nahezu 90 000 BAföG-Empfänger*innen wurden unabhängig vom Einkommen und Vermögen der Eltern gefördert.
Opposition erneuert Kritik
Die Grünen-Bundestagsfraktion kritisierte den Rückgang der Gefördertenzahlen. „Zwischen 2013 und 2018 sind rund eine Viertelmillion Studierende und Schüler aus dem BAföG gefallen und dieser historische Tiefstand von 727.000 Geförderten in 2018 ist die Quittung für die verfehlte BAföG-Politik der letzten Jahre“, sagte der hochschulpolitische Sprecher Kai Gehring. Nach fünfzehn Jahren unionsgeführter Bundesregierung sei das BAföG „im Keller“ und brauche „dringend einen Schub nach oben“. Die Bedeutung des BAföG rutsche von einem Tiefpunkt zum nächsten, monierte auch Gehrings Amtskollegin der Linken-Bundestagsfraktion Nicole Gohlke. Ein Studium oder eine förderfähige Ausbildung aufzunehmen werde dadurch zu einer immer schwereren finanziellen Belastung für junge Menschen und ihre Familien. „Das schlägt sich auch darin nieder, dass immer weniger Kinder aus Nicht-Akademikerhaushalten den Weg an die Hochschulen finden. So werden Lebenswege versperrt und Potentiale nicht ausgeschöpft“, mahnte Gohlke.
Die Juso Hochschulgruppen sehen die von Union und SPD im Koalitionsvertrag angekündigte „Trendwende“ beim BAföG ebenfalls noch nicht erreicht. „55.000 Geförderte weniger im Vergleich zum Vorjahr zeigen, dass das BAföG nichts mit der Lebensrealität von Studierenden zu tun hat. Der Rückgang reiht sich ein in eine jahrelange politische Fehlplanung“, erklärte Bundesvorstandsmitglied Julie Göths. Ihrer Einschätzung nach wird auch die zum 1. August in Kraft getretene Reform nur wenig Besserung bringen. „Sie holt lediglich die letzten Jahre nach, schafft aber keine langfristige Perspektive. Für diese braucht es weiterhin eine regelmäßige Anpassung der Frei- und Förderbeträge, sowie eine Entkopplung der Förderungshöchstdauer von der Regelstudienzeit“, forderte Göths.
DSW fordert Strukturreform
Laut des Deutschen Studentenwerks (DSW) müsse es das Ziel sein, das BAföG wieder für Studierende aus mittleren Einkommensschichten zu öffnen. „Eine BAföG-Strukturreform ist auch dahingehend dahingehend notwendig, die Förderung für mindestens ein Semester über die Regelstudienzeit hinaus zu verlängern, da weniger als 40 Prozent der Studierenden ihr Studium überhaupt in der Regelstudienzeit schaffen“, betonte DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde. Die Altersgrenzen beim BAföG müssten zudem abgeschafft und auch ein Teilzeitstudium förderfähig werden. Hinsichtlich der Digitalisierung des BAföG im Rahmen des Online-Zugangsgesetzes bis zum Jahr 2022 brauche man „rechtzeitig eine weitere Novelle, die das BAföG vereinfacht und die Komplexität zum Wohle der Studierenden und Eltern mindert.“