05-06/2005 : Ausgabe 05-06/2005, 20. April 2005

2. Mai 2005 // Schwerpunkte dieser Ausgabe

20. Jahrgang



Koalitionsvertrag Schleswig-Holstein
Gemeinschaftsschulen nur als Ausnahme und auf Antrag

zwd Kiel. Mit der Einigung auf einen Koalitionsvertrag haben CDU und SPD in Schleswig-Holstein auch die weitere Fortsetzung des gegliederten Schulsystems besiegelt. Den von der SPD angestrebten Umstieg zum längeren gemeinsamen Lernen nach skandinavischem Vorbild wird es mit dem Regierungspartner erwartungsgemäß nicht geben - Gemeinschaftsschulen sollen nur in Ausnahmefällen geschaffen werden. Im Kabinett wird die alte und neue Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) zusätzlich das Frauenressort verantworten und übernimmt zudem den Posten der stellvertretenden Ministerpräsidentin. Den Bereich „Wissenschaft“ musste sie an den bisherigen Unions-Haushaltsexperten im Bundestag, Dietrich Austermann, abgeben.

Blickpunkt
Berlin braucht gemeinsame Werte

zwd Berlin. Im Land ist die Diskussion um Werte entbrannt, um die Stellung, die Kirchen und Staat bei deren Vermittlung in den Schulen einnehmen sollen und dürfen - ausgelöst von einem Parteitagsbeschluss der Berliner SPD. In den Schulen der Hauptstadt soll bereits im kommenden Jahr ein für alle SchülerInnen verpflichtender Werteunterricht eingeführt werden. Das Fach Religion könnte nur als zusätzliches Wahlfach angeboten werden. Dagegen laufen vor allem die evangelische Kirche und die konservative Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus Sturm: Der Staat dürfe keine Werte vermitteln, das sei alleinige Aufgabe der Glaubensgemeinschaften, so die Kernbotschaft. Zumindest müsse das Fach Religion gleichberechtigt zum Werteunterricht sein. Die SchülerInnen müssten sich dann für eines der beiden Fächer entscheiden - eine Position, die auch innerhalb der SPD auf Landes- und Bundesebene zahlreiche AnhängerInnen hat. Innerparteilich hat in Berlin zusätzlich für Unruhe gesorgt, dass der Bildungssenator mit seinem Konzept, das eben diese alternative Wahlmöglichkeit vorsah, gescheitert ist. Dennoch: Der Parteitagsbeschluss dürfte zwar kein Modell für andere Länder werden, in der Hauptstadt ist er aber richtig. In dem Schmelztiegel der Kulturen, Religionen und Traditionen ist eine Verständigung aller SchülerInnen auf übergreifende Werte notwendig, um ein gemeinschaftliches Zusammenleben ermöglichen. Den christlichen Kirchen - und auch den islamischen Glaubensgemeinschaften, die in Berlin bereits Religionsunterricht anbieten - wird dadurch nichts weggenommen. Schon in der Vergangenheit konnten sie durch eine verfassungsrechtliche Sonderstellung Berlins das Fach nur zusätzlich und unverbindlich anbieten - mit mäßigem Erfolg: die Hälfte der Berliner SchülerInnen wählte lieber die Freistunde.


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