GASTBEITRAG DER BUNDESTAGSPRÄSIDENTIN IM zwd-POLITIKMAGAZIN : Bärbel Bas: „Für echte Gleichberechtigung brauchen wir
die Parität in Parlamenten“

31. Januar 2025 // Holger H. Lührig

Für einen Schulterschluss von Frauen und Männern über Parteigrenzen hinweg zugunsten einer paritätischen Zusammensetzung des Bundestages hat sich Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) ausgesprochen. In einem vorab veröffentlichtem Gastbeitrag für das zwd-POLITIKMAGAZIN wendet die Präsidentin dagegen, dass Frauen sich mit einem Drittel der Sitze im Deutschen Bundestag zufriedengeben sollten. Ihr Credo dazu: "Ich sage nein". Zugleich hat die Präsidentin die Frauen in den demokratischen Parteien aufgerufen, „zusammen den nächsten Schritt (zu) wagen“.

zwd-Titel Ausgabe 406
zwd-Titel Ausgabe 406

„50 Prozent der Sitze für Frauen, 50 Prozent der Sitze für Männer: Die Parität in deutschen Parlamenten halte ich für ein wichtiges Ziel. Und damit bin ich nicht allein. Im Deutschen Bundestag aber stagniert der Anteil weiblicher Abgeordneter seit Jahrzehnten bei rund einem Drittel. Das ist weit entfernt von der Parität“, schreibt die Bundestagspräsidentin in ihrem Beitrag einleitend.

Ich sage: Da muss sich endlich etwas bewegen!

Bärbel Bas erinnerte an die mutigen Frauen - sowohl die "Mütter des Grundgesetzes" als auch an ihre Vorgängerin Rita Süßmuth (CDU), die nach der Sozialdemokratin Annemarie Renger (Bundestagspräsidentin von 1972 bis 1976) die zweite Frau auf dem bedeutendsten Posten des bundesdeutschen Parlaments gewesen war (1988 bis 1998). Ohne deren Engagement hätte sie heute kaum auf diesem Stuhl Platz nehmen können.

Die Bundestagspräsidentin begründet Ihr Eintreten für die Parität mit einer Reihe von Argumenten. Beispielhaft die Forderungen nach

  • mehr Kita-Plätzen,
  • nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit,
  • Care-Arbeit fairer aufzuteilen,
  • zu Frauengesundheit zu forschen,
  • Altersarmut zu bekämpfen sowie,
  • wenn es darum gehe, Sexismus online wie im echten Leben zu bekämpfen.

Gleichberechtigung erst in 134 Jahren?

Die SPD-Politikerin erinnert an Schätzungen, die das Weltwirtschaftsforum (WEF) ermittelt hat, wonach das Brutto-Inlands-Produkt Deutschlands bei umgesetzter Gleichstellung um 310 Milliarden US-Dollar steigen könnte. Nach Berechnungen des WEF, das jährlich misst, wie sich die Gleichberechtigung weltweit entwickelt hat, würde, wenn es in diesem Tempo weitergeht, die globale Gleichstellung erst im Jahr 2158 erreicht. Bas schlussfolgert: „Also in 134 Jahren. Kein Mädchen, das heute auf die Welt kommt, wird das erleben. Wir müssen diesen Prozess deshalb beschleunigen.“

Den Gastbeitrag der Bundestagspräsidentin im vollständigen Wortlaut finden Sie hier.

Neben dem Gastbeitrag enthält dieser Vorabdruck auch einen Beitrag des zwd-Herausgebers Holger H. Lührig zu dem gescheiterten Anlauf, in dieser Legislaturperiode noch eine gesetzliche Paritätslösung im Bundestag auf den Weg zu bringen:
„Letzter Ausweg: Eine fraktionsübergreifende Fraueninitiative – doch in Wahlkampfzeiten hätte es dafür viel Mut gebraucht“.

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