zwd Goslar. Auf der Tagesordnung für das Finanzminister*innentreffen, das am 24. Und 25. Mai in Goslar stattfindet, steht der Punkt „Bürgerfreundliche Sprache in der Finanzverwaltung“. "Eine gute Gelegenheit, nun endlich auch für diskriminierungsfreie Steuervordrucke der Finanzverwaltung zu sorgen", sagte djb-Präsidentin Maria Wersig.
Denn die Vordrucke und Anleitung zur Einkommensteuererklärung seien durchsetzt von Rollenstereotypen, die dringend beseitigt werden müssten, so der djb. Diese orientieren sich laut dem Verband am Bild des männlichen Ernährers mit einer zuverdienenden Ehefrau. Sind Ehepaare zusammen veranlagt, so ist stets der "Ehemann" zuerst als steuerpflichtige Person einzutragen, die nachrangige zweite Rubrik ist ausdrücklich für die "Ehefrau" vorgesehen – auch wenn die Ehefrau mehr verdient. Bis 2010 habe das Konto des Ehemannes sogar als Regelfall für Erstattungen gegolten, kritisierte der djb.
Anpassungen der Formulare wurden in den letzten fünf Jahren bereits durchgeführt. 2013, um das Ehegattensplitting auch für eingetragene Lebenspartnerschaften zu ermöglichen. Dieser Gruppe tragen sich schlicht als "Lebenspartner*in A" und "B" ein. Nach der Einführung der Ehe für alle ermöglicht der Mantelbogen für die 2018 abzugebende Einkommenssteuerklärung gleichgeschlechtlichen Paaren, sich als "Person A"/"Person B" bzw. "Ehegatte A"/"Ehegatte B" einzutragen. Bei der Zuordnung von "Ehemann" und "Ehefrau" habe sich jedoch nichts geändert, moniert der djb.
Das überkommene Rollenklischee wird in der offiziellen
Anleitung zur Einkommensteuererklärung fortgesetzt: Nach dem
"Beispiel" in der Anleitung zur Einkommensteuererklärung 2017
arbeitet Frau Muster halbtags, Herr Muster offenbar Vollzeit. Die Vordrucke, so
ist zu lesen, füllt Herr Muster für beide Eheleute aus (obwohl Frau Muster
selbst Buchhalterin ist). Dieses Bild spricht für sich und ist in staatlichen
Vordrucken fehl am Platz.
"Es ist nicht nachvollziehbar, warum die für gleichgeschlechtliche Ehen geltenden Ordnungsprinzipien der Steuerverwaltung nicht auf verschiedengeschlechtliche Ehen übertragbar sind. Die Steuervordrucke sind umgehend diskriminierungsfrei zu gestalten. Überkommene Rollenklischees haben darin nichts zu suchen und auch im Hinblick auf eine Sprache, die alle anspricht - statt wie bisher nur das generische Maskulinum zu verwenden - ist noch viel Luft nach oben," sagte Wersig.