JAHRESBERICHT ZUM TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT : Frauen in Ost- und Westdeutschland noch immer in unterschiedlichen Lebenslagen

1. Oktober 2019 // Julia Trippo

29 Jahre nach der Wiedervereinigung sind die Lebensverhältnisse in Ost- und Westdeutschland noch immer unterschiedlich. Auch zwischen Frauen und Männern gibt es in einigen Bereichen noch immer Differenzen. Die frauen- und gleichstellungspolitischen Aspekte des Jahresberichtes zum Tag der Deutschen Einheit haben wir zusammengetragen.

Bild: bmwi.de
Bild: bmwi.de

zwd Berlin.

Lebenserwartung der Ostdeutschen steigt

Laut Bericht ist die durchschnittliche Lebenserwartung in Ostdeutschland deutlich angestiegen. Bei den Frauen liegt das Durchschnittsalter mittlerweile auf dem gleichen Niveau wie dem der westdeutschen Frauen. Dennoch wächst auch die Alterung der Bevölkerung. Mit einem durchschnittlichen Alter von 45 Jahren liegt die jetzige Bevölkerung deutlich über dem Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung (40 Jahre).
Das könnte sich in der Zukunft wieder ändern, denn auch die Geburtenrate steigt langsam wieder an. Derzeit liegt die Geburtenrate bei 1,57 Kinder pro Frau. 2018 kamen 787.500 Neugeborene zur Welt, das sind rund 2.600 Kinder mehr als im Jahr zuvor. In Ostdeutschland werden durchschnittlich mehr Kinder pro Frau geboren, Brandenburg (1,64) und Thüringen (1,63) sind hier Spitzenreiter. Seit 2012 steigt die Geburtenrate wieder an, sie liegt nun bei 1,4 Kindern je Frau.

Erwerbsbeteiligung der Frauen steigt

Die Zahl der Erwerbstätigen nahm mit 44,9 Millionen im Jahr 2018 weiter zu. Auch stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Ostdeutschland von 2017 auf 2018 an. Von diesem Zuwachs profitierten allerdings mehr männliche (mit einem Plus von 2,3 Prozent) als weibliche Beschäftigte (mit einem Plus von 1,3 Prozent).

Die Arbeitsumfänge der Alleinerziehenden in Ost- und Westdeutschland unterscheiden sich. Mit mindestens 28 Wochenstunden arbeiten wesentlich mehr alleinerziehende Mütter in Ostdeutschland (78 Prozent) als in Westdeutschland (59 Prozent). In beiden Teilen des Landes sind ungefähr 30 Prozent der Alleinerziehenden nicht erwerbstätig. Insgesamt sind ostdeutsche Frauen noch immer häufiger erwerbstätig als Frauen aus Westdeutschland. Dennoch nähern sich die Werte stätig an. Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 65-jährigen Frauen liegt in Ostdeutschland bei knapp 74 Prozent und in Westdeutschland bei 71,6 Prozent.

Weniger Frauen arbeitslos als Männer

So wie die Erwerbstätigenquote stieg, sank auch die Arbeitslosenquote. In Ostdeutschland lag sie 2018 bei 6,9 Prozent, das sind 0,7 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. In Westdeutschland fiel die Quote um einen halben Prozentpunkt auf 4,8 Prozent. Sowohl in West- als auch Ostdeutschland liegt die Arbeitslosenquote von Frauen (6,4 Prozent im Osten und 4,6 Prozent im Westen) unter denen der Männer (7,3 Prozent im Osten und 5 Prozent im Westen).

Gender Pay Gap im Osten geringer

Männer und Frauen verdienen noch immer unterschiedlich viel Geld. Die Lohnungleichheitslücke zwischen Männern und Frauen ist im Osten geringer als im Westen. In Ostdeutschland liegt der sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap zwischen Frauen und Männern bei sieben Prozent, in Westdeutschland bei 22 Prozent. Das hat laut Bericht damit zu tun, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiten und seltener in Führungspositionen sind.

Mehr Väter beantragen Elterngeld

Das Elterngeld hilft dabei, Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. Insgesamt stieg die Anzahl der Eltern, die diese Leistung in Anspruch nahmen, auch 2018 weiter an. 1,4 Millionen Mütter bezogen 2018 Elterngeld, das ist ein Anstieg von ungefähr vier Prozent zu 2017. Die Väterbeteiligung lag bei 433.000, dies ist ein Anstieg von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Weniger Frauen führen Unternehmen

Nur eins von drei Unternehmen wird von einer Frau gegründet und geführt. Im Jahresbericht werden exemplarisch mehrere Initiativen und Projekte aufgelistet, die Frauen zum Gründen ermutigen wollen, wie beispielsweise die Initiative „FRAUEN unternehmen“.

Im Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit informiert der Beauftragte der Bundesregierung für die ostdeutschen Bundesländer über die Politik zur Angleichung der sozialen, ökonomischen, politischen und kulturellen Lebensbedingungen der Menschen im vereinten Deutschland.


Quelle Grafik im Text: bmwi.de

Artikel als E-Mail versenden