zwd Berlin. Anlass für die zweistündige Anhörung war ein Antrag der Grünen-Bundestagsfraktion (Drs. 19/4855), in dem eine verbindlichen Frauenquote gefordert wird. Diese soll für Vorstände der gesetzlichen Krankenkassen, Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen und ihrer Spitzenverbände auf Bundesebene sowie eine Dokumentation der Nominierungs- und Wahlverfahren greifen.
Anpassung der Auswahllisten, ausgereiftes Feedbacksystem und mehr Sensibilisierung
Insbesondere der Deutsche Ärztinnenbund, ver.di und die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein bemängelten in der Anhörung die existierende Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen. Als „unabdingbar“ befand die Sachverständige von ver.di deshalb die Einführung einer Quote in Organisationen der Selbstverwaltung, da der geringe Frauenanteil in starkem Kontrast zum hohen Frauenanteil bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen (mehr als 70 Prozent) stehe. Um mehr Frauen für eine berufliche Laufbahn in Gremien zu begeistern, müsse nach Ansicht von Prof.‘in Clarissa Kurscheid (Healthcare Frauen e.V.) mehr Vorbilder eingesetzt werden, mit denen sich junge Frauen identifizieren können. Weiter sprach sie sich für Mentoringprogramme zur nachhaltigen Förderung des weiblichen Nachwuchses aus. Dieser Position schloss sich auch die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, Dr. Christiane Groß, an. Ihrer Ansicht nach müsse ebenso „Top-Down“, also über die oberen Positionen hinaus Leitungsposten im mittleren und unteren Bereich mit mehr Frauen besetzt werden. Groß sprach sich deshalb für eine Anpassung der Auswahllisten, Feedbacksysteme und mehr Frauen als Multiplikatoren einer Sensibilisierung für Parität im Gesundheitsbereich aus.
Antje Kapinsky (Techniker Krankenkasse) wies in der Anhörung darauf hin, dass empirische Studien bereits nachgewiesen hätten, dass eine stärkere Beteiligung von Frauen in Entscheidungsprozessen zu signifikant besseren Ergebnissen führen, da „gemischte Teams mehr Kompetenz für verschiedene Probleme“ böten.
„Mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf statt Quote“
Aufseiten der Quoten-Kritiker trat der Jurist Prof. Winfried Kluth (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) mit der Argumentation vor, dass mehr Frauen ihren Weg in Führungspositionen auch durch andere Maßnahmen als eine gesetzlich verbindliche Frauenquote finden könnten. Durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf könne auch ohne eine wie von den Grünen geforderte forcierte Parität für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Gesundheitswesen sorgen. Eine Meinung, der sich auch die Vertreterin der Kassenärztlichen Bundesvereinigung sowie Dominik Naumann von der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände anschlossen. Letzterer argumentierte im Sinne einer „auf Arbeitgeberseite repräsentativen Quote“, die seiner Meinung nach bereits durch die anwachsende Sensibilisierung für das Thema von allein wachse - man müsse den Selbstverwaltungsträgern lediglich genügend Zeit einräumen.