PETITION VON TERRE DES FEMMES : Keine Kopftücher für minderjährige Mädchen

23. August 2018 // Sibille Heine

Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes (TDF) fordert ein Kopftuchverbot für alle minderjährigen Mädchen. Dazu haben die Frauen eine Petition gestartet und diese am Donnerstag in Berlin vorgestellt.

zwd Berlin. „Den Kopf frei haben!“ lautet der Name der Unterschriftenaktion, mit der TDF sich für die Rechte von muslimischen Mädchen einsetzen will. Unterschreiben soll, wer ebenfalls ein Verbot der Verschleierung von Mädchen unter 18 im öffentlichen Raum unterstützt. Denn, so heißt es im Aufruf der Petition, Kopftücher und andere Schleier stehen für Diskriminierung und Sexualisierung Minderjähriger. Laut Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TDF seien davon immer häufiger Kinder - zum Teil bereits vor der Pubertät - betroffen. Erzieher*innen und Lehrer*innen meldeten vermehrt, dass junge Mädchen Kopftuch trügen. Genaue Zahlen nannte die Organisation allerdings nicht.

"Kopftuch verletzt Kinderrechte"

Das Kopftuch für Minderjährige sei eine Verletzung der Kinderrechte, machte eine Reihe von TDF geladene Expert*innen deutlich. Bereits kleine Kinder zu verschleiern, sagte Susanne Schröter, Direktorin des Forschungszentrums Globaler Islam, sei ein modernes Phänomen des politischen Islam und ergebe sich nicht direkt aus dem Koran. Tragen Mädchen in sehr jungen Jahren Kopftuch, würden sie widerstandslos in das patriarchalische Frauenbild hineinwachsen und an Diskriminierungen gewöhnt, so TDF. Mädchen, die die Eltern bereits vor der Pubertät verschleiern, würden zudem sexualisiert, weil ein Kopftuch vor den Blicken von Männern schützen solle. Die Vizepräsidentin des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Sigrid Peters, ergänzte, dass das Tragen eines Kopftuchs sich auf die Gesundheit von Kindern auswirke. So hätten Mädchen, die Kopftuch tragen, häufiger einen niedrigeren Vitamin D-Spiegel, als gleichaltrige Kinder ohne Schleier. Zudem seien die Mädchen weniger beweglich, weil sie durch das Kopftuch im Alltag eingeschränkt seien. Necla Kelek, die im TDF-Vorstand sitzt, sagte, dass den betroffenen Kindern nur mit einem gesetzlichen Verbot geholfen werden könne, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Muslime seien stets durch ihre Religionsgemeinschaften geprägt und hohem Anpassungsdruck ausgesetzt.

Unter 10.000 Unterzeichnende

TDF will 100.000 Unterschriften für ein Kopftuchverbot an Bundesjustizministerin Katarina Barley übergeben. Ursprünglich hatten die Initiatorinnen damit gerechnet, die nötigen Unterstützer*innen bis Oktober gefunden zu haben. Allerdings scheint diese Rechnung nicht aufzugehen, räumte die Bundesvorsitzende ein. Bislang hätte die Petition weniger als 10.000 Unterstützer*innen, darunter namhafte wie Frauenrechtlerin Alice Schwarzer, Schauspielerin Sibel Kekilli oder der Grünen-Politiker Boris Palmer. Stolle führte die geringe Resonanz auf mangelnde Kooperationsbereitschaft großer Petitionsplattformen wie campact oder change.org zurück. Diese hätten Sorge, dass vor allem Rechtspopulist*innen sich dem Aufruf anschließen würden. Von dieser politischen Gruppierung distanzierten sich die Vertreter*innen ausdrücklich.

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