DGB-INDEX „GUTE ARBEIT“ 2018 : Mehrheit der Beschäftigten bewertet eigene Arbeitsbedingungen kritisch

22. November 2018 // Hannes Reinhardt

Trotz positiver Konjunktur und guten Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt bewerten die Beschäftigten in Deutschland ihre Arbeitsbedingungen kritisch. Das ist ein Ergebnis des DGB-Index‘ „Gute Arbeit“ 2018, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.

Die Vorsitzenden Frank Bsirske (ver.di, links) und Reiner Hoffmann (DGB). - Bild: zwd
Die Vorsitzenden Frank Bsirske (ver.di, links) und Reiner Hoffmann (DGB). - Bild: zwd

zwd Berlin. So treiben demnach insbesondere psychische Belastungen, Stress bei der Arbeit sowie die Sorge vor einer fehlenden Alterssicherung die Arbeitnehmer*innen um. Im Fokus des diesjährigen Index‘ standen Beschäftigte mit Kunden-, Patient*innen und/oder Klient*innenkontakt, was bei etwa 63 Prozent aller Arbeitnehmer*innen in Deutschland der Fall ist. Im Umgang mit den verschiedenen Gruppen sind Konflikte und belastende Erlebnisse weit verbreitet. Laut Index erhalten jedoch zwei Drittel der Betroffenen vom Arbeitgeber keine ausreichende Unterstützung. „Psychische Belastungen und Arbeitsstress haben durch den digitalen Wandel zugenommen. Dieser Trend muss umgekehrt werden. Wir brauchen eine humane Arbeitsgestaltung, die den Gesundheits- und Arbeitsschutz stärkt und die Beschäftigten entlastet. Das erreichen wir nur mit einer starken Mitbestimmung“, mahnte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann.

Auch im Bereich der Altersvorsorge liefert der Index beunruhigende Daten: So erwarten 45 Prozent der Beschäftigten, dass ihre Rente nicht ausreichen wird und weitere 36 Prozent, dass sie „gerade so“ reichen wird. „Wenn fast die Hälfte der Arbeitnehmer dem Ruhestand mit Sorgen entgegenblickt, müssen wir diese Signale ernst nehmen“, betonte der DGB-Chef. Mit dem Rentenpakt sei ein erster Schritt in die richtige Richtung gemacht worden. „Jetzt brauchen wir weitere Maßnahmen, die das Rentenniveau anheben und den Sinkflug der gesetzlichen Rente dauerhaft stoppen.“

Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske kritisierte angesichts der Ergebnisse, dass intensiver Kunde*innen- oder Patient*innenkontakt zwar hohe Anforderungen an soziale und emotionale Fähigkeiten stelle, diese gesellschaftlich wichtigen Tätigkeiten jedoch zu geringe Wertschätzung erführen. Am deutlichsten werde dies bei der Bezahlung: „78 Prozent der Befragten empfinden ihr Einkommen bei den durchweg hohen Anforderungen an ihre Tätigkeit mit Menschen als zu gering. Nötig ist daher eine deutliche Aufwertung dieser Berufe und Tätigkeiten, eine Personalbemessung, die einer zugewandten Arbeit mit Klienten und Patienten gerecht wird, und eine deutlich bessere Bezahlung“, unterstrich Bsirske.

Seit 2007 werden für den DGB-Index „Gute Arbeit“ ein Mal im Jahr Beschäftigte zu ihren Arbeitsbedingungen befragt. 2018 waren es bundesweit über 8.000 Arbeitnehmer*innen aller Branchen, Berufe, Einkommens- und Altersgruppen, Regionen und Betriebsgrößen.

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