EUROPEAN WOMEN'S LOBBY : Mütterdiskriminierung in EU weit verbreitet

2. September 2013 // zwd Berlin (sk).

Allein in Großbritannien verlieren 50.000 Frauen jährlich durch Mutterschaftsurlaub ihren alten Arbeitsplatz | Kampagne der EWL gegen Diskriminierung von Müttern

Auf die europaweit wenig beachtete Diskriminierung von Müttern hat die European Women’s Lobby (EWL) aufmerksam gemacht. Gestützt auf eine in der britischen Zeitung Independent ausgewerteten Studie können allein in Großbritannien bis zu 50.000 Frauen (14 Prozent aller weiblichen Beschäftigten) jährlich ihre alte Arbeitsstelle nicht wieder antreten, wenn sie aus dem Mutterschaftsurlaub zurückkehren. Vielmehr müssten sie ein verringertes Stundenkontingent, weniger Verantwortung, eine schlechtere Position, geringere Aussichten auf eine Beförderung oder sogar die fristlose Kündigung in Kauf nehmen.

Langfristig trägt nach Überzeugung der EWL die Diskriminierung durch Arbeitgeber erheblich zum Lohngefälle bei, das zwischen den Geschlechtern herrscht. Betroffen seien Frauen in allen Bereichen der Wirtschaft und Politik, so auch auf den höchsten Ebenen, wie der Fall von Yvette Cooper zeige. Ausgerechnet als britische Schattenministerin für Frauen und Gleichstellung (‚minister for Women and Equalities’) und erste Ministerin im Mutterschaftsurlaub stellte auch sie bei der Diskriminierung keine Ausnahme dar, wie sie dem Independent in einem Brief vom 27. August 2013 mitgeteilt habe, in welchem sie ihre persönlichen Erfahrungen dargelegt hatte.

In vielen Fällen jedoch werden die Diskriminierungen weder strafrechtlich verfolgt, noch überhaupt bekannt, bemängelte die europäische Frauenorganisation. Ein Grund hierfür sei, dass bei Beschäftigten große Unsicherheit über die Rechtslage bestehe. So hätten bei einer Befragung der Rechtsanwaltskanzlei Slater & Gordon mehr als 25 Prozent der Befragten angegeben, ihre Rechte als Arbeitnehmerinnen in Mutterschaft nicht genau zu kennen. Zudem sorgten hohe Gerichts- und Anwaltskosten dafür, die Zahl der Klagen von diskriminierten Müttern in Grenzen zu halten.

Wachsender Widerstand gegen Lohnungleichheit und Diskriminierung am Arbeitsplatz

Seit 2010 hat die EWL es sich daher im Rahmen ihrer ‚2 Years Overdue’ Kampagne zur Aufgabe gemacht, solche Diskriminierungen am Arbeitsplatz sichtbar zu machen, indem sie regelmäßig über Opfer aus ganz Europa berichtet. Über diese Plattform machten Frauen beispielsweise auch aus Deutschland oder Zypern ihre Diskriminierungserfahrungen öffentlich. Außerdem berichtete die EWL über den Fall einer Angestellten der Stadt Namur in Belgien, deren Arbeitgeber rechtskräftig durch das Arbeitsgericht wegen Diskriminierung verurteilt worden sei. Die ‚2 Years Overdue’ (‚Zwei-Jahre-überfällig’) Kampagne richtet sich gegen die Blockadehaltung des Europäischen Rats gegenüber einem Gesetzesentwurf von 2008 (‚Pregnant Workers’ Directive’, 92/85/EEC), durch welchen die Rechte von schwangeren Angestellten gestärkt werden sollten.

Wachsender Widerstand formiert sich unterdessen auf Twitter: Laut European Women’s Lobby seien am 26. August 2013, in den USA als Frauen Gleichstellungstag (‚Women’s Equality Day’) gefeiert, 183.870 Menschen dem thunderclap (Tool zum kollektiven gleichzeitigen Verbreiten von Nachrichten) ‚equal pay for women’ beigetreten. Die Aktion ist an die ‚Equal Pay Today!’ Kampagne in den USA angelehnt, die sich für Lohngleichheit und unter anderem auch gegen die Diskriminierung von Müttern einsetzt.

Diskriminierungen von Schwangeren oder Eltern in Elternzeit können der EWL gemeldet und so öffentlich gemacht werden unter machacova@womenlobby.org

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