FUSSBALL-WM : Rote Karte für Zwangsprostitution

8. November 2005 // Keine generelle Bestrafung von Freiern

zwd Berlin (dia) – Eine Öffentlichkeitskampagne soll potenzielle Freier für die zu erwartende Zunahme von Zwangsprostitution und Frauenhandel während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sensibilisieren. Dies beschloss der Deutsche Frauenrat bei seiner Mitgliederversammlung am 6. November. Die Evangelische Frauenarbeit in Deutschland (EFD) meldete sich ebenfalls zu Wort.

Fachleute rechnen mit einer deutlichen Zunahme von Prostitution an den Austragungsorten der Spiele. Im Zuge dessen würden viele Mädchen und Frauen nach Deutschland transportiert und zur Prostitution gezwungen.
Der Frauenrat setzt auf ein breites Bündnis aus Frauen- und Menschenrechtsorganisationen, Kirchen, Gewerkschaften und Einzelpersonen. Auch nationale und internationalen Organisatoren der Fußball-Weltmeisterschaft sowie der Deutsche Fußballbund, die Nationalspieler sowie die OberbürgermeisterInnen der zwölf Spielstätten sollen noch einmal als UnterstützerInnen angefragt werden. Bislang haben lediglich Berlin und Köln deutlich gemacht, dass sie derartige Entwicklungen im Auge behalten und entsprechende Vorkehrungen treffen werden.



In einer Resolution machte die Mitgliederversammlung des Deutschen Frauenrats deutlich, dass sich die Kampagne nicht gegen Prostitution im Allgemeinen richtet. In der generellen Bestrafung von Freiern – wie im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Zwangsprostitution zunehmend gefordert – sieht die Frauenlobby die Gefahr einer Kriminalisierung von Prostitution und Prostituierten. „Dies würde den Errungenschaften des Prostitutionsgesetzes, das die Rechte von Prostituierten gestärkt hat, zuwider laufen", heißt es in der Resolution.
Stattdessen fordert der Frauenrat verbesserte Zeuginnenschutzprogramme, großzügige psychosoziale Hilfen, die finanzielle Absicherung entsprechender Beratungsstellen sowie die Gewährung von Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten. Auch für ein sicheres Bleiberecht wird in der Resolution plädiert – und zwar über die für eine Prozessführung notwendige Anwesenheit hinaus, falls den Betroffenen in ihren Herkunftsländern kein sicherer Aufenthalt garantiert ist.

Engagement der Kirche gefordert

Am Rande einer Tagung der zehnten Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am 8. November in Berlin forderte Katharina Katt, Generalsekretärin der EFD, ein entschiedenes Eintreten der Kirche gegen Zwangsprostitution. Dies gelte unabhängig davon, wie aus kirchlicher Perspektive Prostitution an sich bewertet werde. Mit ihrem Kollegen Martin Rosowski, dem Geschäftsführer der Männerarbeit der EKD, rief Katt dazu auf, Kampagnen, die anlässlich der Fußball-WM geplant sind, zu unterstützen. Hierbei plädierten die beiden KirchenvertreterInnen im Besonderen für Aktionen, mit denen die Sensibilität von Männern für das Thema erhöht wird. „Nur wenn es uns gelingt, die Freier für das Leid dieser Frauen zu sensibilisieren und sie über Hintergründe und Ausmaß der Zwangsprostitution aufzuklären, kann es zu einer Bewusstseinsänderung kommen.“ Männer, die sexuelle Dienstleistungen nachfragten, könnten wertvolle Hilfe leisten, wenn sie mit den betroffenen Mädchen und Frauen in Kontakt kämen.

Weitere Infos: www.frauenrat.de

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