zwd Paris/Bonn/Berlin. Noch geringer sind die Erfolge in der Sekundarschulbildung: Geschlechtergerechtigkeit wurde im Bereich der unteren Sekundarschulbildung in lediglich 45 Prozent der Länder und in der oberen Sekundarschulbildung in 25 Prozent der Länder weltweit durchgesetzt.
264 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren weltweit haben zudem gar keinen Zugang zu Bildung. Selbst bei den Kindern, die eine Schule besuchen, sind die Abschlussraten weiterhin gering: Zwischen 2010 und 2015 lagen sie im Grundschulbereich (6-11 Jahre) bei lediglich 83 Prozent, im unteren Sekundarschulbereich (12-14 Jahre) bei 69 Prozent und in der oberen Sekundarschulbildung (15-17 Jahre) bei nur 45 Prozent.
Regierungen weltweit in der Pflicht
Der UNESCO-Weltbildungsbericht 2017/2018 trägt den Titel „Verantwortung für Bildung“ und macht darauf aufmerksam, dass die ehrgeizigen Ziele der globalen Bildungsagenda nur durch das Zusammenwirken einer Vielzahl von Akteuren erreicht werden können. Er diskutiert, welche Beiträge u.a. Regierungen, Schulen, Lehrkräfte, Eltern und internationale Organisationen leisten müssen, damit eine chancengerechte und hochwertige Bildung für alle Menschen sichergestellt wird.
Die Autor*innen des Berichts riefen die Regierungen weltweit dazu auf, das Recht auf hochwertige Bildung einzulösen. Diese hatten sich im Jahr 2015 verpflichtet, die Globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Das Bildungsziel der Agenda lautet: „Bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sicherstellen sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen fördern“. „Nur wenn Regierungen auf der ganzen Welt ihrer Pflicht zur Gestaltung der Rahmenbedingungen für eine hochwertige Bildung nachkommen, können Lehrkräfte angemessen lehren und Schülerinnen und Schüler ausreichend lernen“, mahnte Walter Hirche, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission. Anstatt den Lehrkräften die Schuld für Bildungsmisserfolge zu geben, sollte der Blick vielmehr darauf gerichtet sein, welche Ursachen im Bildungssystem bestehen. „Bildungssysteme weltweit müssen mit Blick auf Chancengerechtigkeit und Qualität gestaltet werden“, betonte Hirche. Davon sei man, wie der UNESCO-Weltbildungsbericht zeige, weit entfernt.
Knapp 40 Milliarden US-Dollar fehlen weltweit jährlich
Bisher haben nur 17 Prozent der Länder weltweit ein Jahr verpflichtende und kostenfreie frühkindliche Bildung eingeführt. Erhebungen in Entwicklungs- und Schwellenländern zeigen, dass zwischen 2010 und 2015 die Chancen, eine frühkindliche Bildungseinrichtung zu besuchen, von drei- bis vierjährigen Kindern der Reichsten fünfmal so hoch waren wie die der Ärmsten.
Nach Berechnungen der UNESCO fehlen jährlich fehlen weltweit 39 Milliarden US-Dollar für eine hochwertige und chancengerechte Bildung. Im Durchschnitt gaben Länder 4,7 Prozent ihres Bruttoinlandproduktes oder 14,1 Prozent der öffentlichen Mittel für die Bildung aus. Der Bildungsanteil der weltweiten Gelder für die Entwicklungszusammenarbeit fiel über sechs Jahre in Folge von 10 Prozent im Jahr 2009 auf 6,9 Prozent im Jahr 2015. „Die UNESCO wies schon in früheren Berichten darauf hin, dass die Finanzierungslücke zur Herstellung von Bildungsteilhabe geschlossen werden könnte, wenn reiche Länder so viel in die Grundbildung ärmerer Länder investierten, wie sie in wenigen Tagen für das eigene Militär und für Rüstung ausgeben“, kritisierte Birke Bull, Bildungsexpertin der Linken-Bundestagsfraktion. Sie forderte eine Einklagbarkeit des Rechts auf Bildung.
Der UNESCO-Weltbildungsbericht (Global Education Monitoring Report) evaluiert jährlich die Fortschritte weltweit bei der Umsetzung der Bildungsagenda 2030, die als integraler Bestandteil der Ziele nachhaltiger Entwicklung (SDGs) im September 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde.