Im Fokus dieses Newsletters steht die neue Digital-Ausgabe des zwd-POLITIKMAGAZINs BILDUNG & POLITIK DIGITAL 04-20 (siehe unten). 
In einem Offenen Brief wendet sich zwd-Herausgeber Holger H. Lührig im Namen der Gesellschaft Chancengleichheit an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie die zuständigen Bundes- und Landesministerien, mit der Feststellung, dass der Bund Fördermittel nicht nach dem tatsächlichen Bedarf an die Länder verteilt. Auf der Grundlagen von Recherchen des zwd-POLITIKMAGAZINs zum 500-Millionen-Soforthilfeprogramm zur Ausstattung von Schulkinder mit Digitalgeräten wird deutlich, dass der sog. Königsteiner Schlüssel nicht für gerechte Lernverhältnisse in den verschiedenen Regionen sorgt: Für Kinder in Bremen und Berlin stehen pro betroffenen Kind wesentlich weniger Bundesmittel zur Verfügung als beispielsweise in Bayern oder Baden-Württemberg. Der Brief soll eine Debatte zu mehr Bildungsgerechtigkeit anstoßen.
Das Titelthema widmet sich den Problemlagen von Schulen, Studierenden und Auszubildenden in der Corona-Krise. zwd-Redaktionsmitglied Ulrike Günther berichtet darüber, wie eine auf dem Koalitionstreffen am 25. August geplante "digitale Bildungsoffensive" die Digitalisierung an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen in Schwung bringen soll, nachdem die Krise hat in dem Bereich viele Defizite sichtbar gemacht. Ein weiteres, aus EU-Mitteln finanziertes 500-Millionen Euro-Programm soll Lehrkräfte mit digitalen Geräten versorgen, ein Online-Bildungsportal und Kompetenzzentren sollen qualitätsgesicherte digitale Lehr- und Lerninhalte bereitstellen sowie Schulen bei Medienkonzepten und Personalentwicklung unterstützen. Unterdessen hat in vielen Bundesländern das neue Schuljahr begonnen. Viele Landesregierungen, Pädagog*innen und Gewerkschaften treibt Frage um, wie der angestrebte Präsenzunterricht bei Einhaltung der Gesundheitsvorsorge zu bewerkstelligen ist: Masken, ja oder nein, im Unterricht oder nur in Fluren? Die Meinungen dazu gehen weit auseinander, ebenso die Praxis in den jeweiligen Ländern. Die Fachleute der Leopoldina-Akademie jedenfalls raten zu strengeren Vorkehrmaßnahmen, Gewerkschaften und Bildungsverbände zeigen sich gegenüber der Wiederaufnahme des Regelbetriebes skeptisch. Viele Studierenden befinden sich aufgrund der Corona-Epidemie in finanziellen Zwangslagen, da sie ihre Nebenjobs verloren haben. Doch die von der Bundesregierung angebotenen Überbrückungshilfen und Rückzahl-Kredite erweisen sich als unzulänglich, um ihren Lebensunterhalt sicherzustellen. Aktuelle Zahlen der Studierendenwerke belegen, dass ca. 40 Prozent der Anträge auf die Förderhilfen abgelehnt werden, die Kredite drohen die Student*innen wahlweise in hohe Schulden zu stürzen oder in den Studienabbruch zu treiben. Die Erziehungsgewerkschaft GEW, Grüne, Linke und Liberale fordern daher ein krisenfestes BAföG, das während der Epidemie für alle bedürftigen Studierenden zugänglich ist. In eine prekäre Lage hat die Corona-Krise auch viele Betriebe gebracht: Da sie mit Arbeitsausfällen oder gar mit drohender Insolvenz zu kämpfen haben, geraten auch viele Ausbildungsplätze in Gefahr. Um die Berufliche Bildung der Azubis abzusichern, hat die Koalitionsregierung einen "Schutzschirm für Ausbildung" aufgespannt. Vor dem Hintergrund der laut Statistischem Bundesamt ohnehin rückläufigen Zahlen bei neuen Ausbildungsverträgen soll das Bundesprogramm durch Lehrstellenprämien, Vergütungszuschüsse und Übernahmeprämien trotz der Krise den Start ins neue Ausbildungsjahr gewährleisten. Ein anderer Schwerpunkt liegt auf der allgemeinen Situation der Bildung in der Bundesrepublik. In einem Gastbeitrag beleuchtet der Bildungsexperte Dr. Joachim Lohmann das Schüler*innen stark nach der sozialen Herkunft ausgrenzende Schulsystem. Sozial Benachteiligte werden laut Lohmann in Schulen diskriminiert, gegen die vorherrschenden ungleichen Bildungschancen könnten ein für möglichst viele zugängliches Abitur und Studium und die gemeinsame Schule für alle eine Alternative bieten. Der von der zwd-Redaktion vorgestellte Bildungsmonitor 2020 zeigt, dass sich zwar die Betreuungsverhältnisse von Lehrkräften und SchülerInnen verbessert, Bildungsarmut jedoch verstärkt und Schulqualität verschlechtert haben. Ähnlich lauten die Ergebnisse des 8. Nationalen Bildungsberichtes, demzufolge zwar die Bildung für bundesdeutsche Kinder früher beginnt und tendenziell zu höheren Qualifikationen führt, gleichzeitig aber die Zahl der Schulabbrecher*innen ohne Schulabschluss sowie der Personen mit unzureichenden schriftsprachlichen Fähigkeiten gestiegen ist. Weitere Themen bildet die aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zur Kinderarmut, wonach über 20 Prozent der bundesdeutschen Kinder durch Armut gefährdet sind. Sie haben schlechtere Bildungschancen, sind von gesellschaftlicher Teilhabe und zahlreichen Freizeitaktivitäten ausgeschlossen. Die Corona-Krise verschärft diese Tendenz noch, welcher SPD, Grüne und Linke durch eine Kindergrundsicherung entgegenwirken wollen. In der Kulturpolitik setzen sich der Deutsche Kulturrat (DK) und die Sozialdemokrat*innen für mehr Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern ein. Da Frauen in vielen künstlerischen berufen unterrepräsentiert sind und häufig geringere Einkünfte haben als ihre männlichen Kollegen, hat der DK einen Forderungskatalog für gleichberechtigte Verhältnisse im Kultursektor vorgelegt. Die SPD will Quoteninitiativen finanziell fördern, die mediale Wahrnehmung von Künstlerinnen stärken und Rollenklischees abbauen. Im Zentrum unseres Nachrichtenüberblicks steht der offene Brief an die Bundeskanzlerin sowie weitere für die Schulen Verantwortlichen (siehe oben). Daneben beschäftigen wir uns mit verschiedenen Studien zur Bildungsarmut in Deutschland sowie weltweit. Auch die jüngste OECD-Studie hält der Bundesrepublik denSpiegel vor: 2017 gab Deutschland pro Bildungsteilnehmer*in zwar rund 2.000 USD mehr als das Mittel der OECD-Länder (11.200 USD) aus, der Anteil am Bruttoinlandsprodukt lag mit 4,2 Prozent aber um 0,7 Prozent unter dem Durchschnitt. Positiv zu vermerken ist, dass die OECD der beruflichen Bildung einen Schwerpunkt widmet, wobei deutlich wird, dass im Vergleich zum OECD-Länderdurchschnitt in Deutschland überproportional viele junge Menschen den Weg der dualen Ausbildung wählen (Deutschland: 89 %, OECD 34 %). Ein anderes Thema wird die Bildungspolitik noch nachhaltig beschäftigen: Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden, dass pauschale Kopftuchverbote im Schulunterricht nicht mit der Verfassung vereinbar sind. Alle Nachrichten stehen unseren Abonnent*innen wie gewohnt unter www.zwd.info zur Verfügung. Wir wünschen eine anregungsreiche Lektüre. Und: Bleiben Sie gesund! Ihre zwd-Redaktion
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