Mit 92 Prozent gibt die überwiegende Mehrheit der jungen Generation an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein, zeigt die Auswertung des DJI-Surveys AID:A und reiht sich damit in die zentralen Aussagen der 19. Shell-Studie und des 17. Kinder- und Jugendberichts ein. Die Studie ergänze die bestehende Studienlandschaft dabei an den richtigen Stellen, erklärte DJI-Forschungsdirektorin Kuger. Vorallem zur Sichtweise besonders junger Kinder könne die Datenanalyse, anhand von Befragungen von Kindern ab fünf Jahren, Aufschluss geben.
Die Gründe für schlechtes Wohlbefinden
Bei Kindern zwischen 12 und 15 Jahren aus mittel bis stark deprivierten Haushalten geben nur 74 Prozent an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Bei Jugendlichen zwischen 18 und 21 Jahren sind es nur weniger als die Hälfte, die von positiver Lebenszufriedenheit berichten. AID:A zeige, es lohne sich genauer hinzuschauen, plädierte Kuger und nannte Cybermobbing und materielle Einbußen als Gründe für eine geringere Zufriedenheit.
Kinder berichten von Digitaler Gewalt
Am häufigsten sind junge Menschen laut den AID:A-Ergebnissen online von Bedrohungen und Beleidigungen betroffen. Den Auswertungen nach haben etwa sieben Prozent der 12- bis 21-Jährigen in den letzten Monaten Cybermobbing Viktimisierung erlebt. Fünf Prozent der jungen Menschen von 12 bis 21 Jahren berichten, dass sie mindestens ein bis zwei Mal die Woche über das Smartphone oder im Internet bedroht oder beleidigt wurden. Drei Prozent geben an, dass etwa ebenso häufig peinliche Fotos oder Bilder von ihnen gegen ihren Willen geteilt wurden. Außerdem verzeichnen die AID:A-Daten eine hohe Mediennutzung junger Menschen. 15- bis 17-Jährige verbringen im Durchschnitt mehr als zwei Stunden mit Videokonsum, zeigen die Befunde. Hiervon seien es statistisch 87 Minuten, die mit Gaming und 71 Minuten, die mit Social-Media-Nutzung jeden Tag verbracht werden.
Den Grundstein legt die Familie
Eine Schlüsselrolle für das Wohlbefinden junger Menschen nehmen Familie, Freund:innen und Bildungseinrichtungen ein, analysierte Prof.in Kuger und ergänzt: „Durch ein positives Familienleben und das Ermöglichen der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben setzen Familien einen Grundstein für das Wohlbefinden und die zukünftigen Teilhabechancen der Kinder“. Laut AID:A 2023 wächst etwas mehr als ein Viertel der jungen Menschen in materiell benachteiligten Haushalten auf. Die Befunde zeigen aber auch, dass die Mehrheit der Eltern dafür sorgt, dass die Armut Kinder nicht belastet, indem zuletzt an Freizeit- und sonstige Teilhabeaktivitäten der Kinder gespart werde. Kuger erklärt, dass in den 4.060 Familien der Stichprobe zwar jede vierte Familie mindestens ein Merkmal haushaltsbezogener Deprivation aufweise, während sich nur in 12 Prozent aller Familien in AID:A mindestens ein Merkmal kindbezogener Deprivation finden lasse. Den Daten nach scheinen Haushalte wenn es schwierig wird, zuerst beim Urlaub zu kürzen und andere allgemeine Sparmaßnahmen zu ergreifen, schlussfolgerte die Forschungsdirektorin, erst danach fallen auch die Freizeitaktivitäten der Kinder, der eigene Ort zum Lernen oder Bücher zum Opfer.
Kritik an Unterstützungsangeboten
Unterschiede in der elterlichen Unterstützung variieren laut AID:A je nach Bildungshintergrund und Ressourcen der Familien. Klar ist, dass Familien mit mehr Ressourcen ihre Kinder finanziell und ideell unterstützen, sagt Forscherin Kuger. Bedenklich stimme sie daher, dass Unterstützungsangebote häufig nicht von den bedürftigsten Adressat:innen genutzt werden: „Nur wenige Angebote, die extra Anstrengungen auf sich nehmen, um schwer erreichbare Eltern anzusprechen, schaffen es mit besonders vulnerablen Gruppen in Kontakt zu kommen.“
Wohlergehen ist mehr als Wohlstand
Eine von der jungen Generation beobachtete zunehmende Feindseligkeit zwischen Menschen hatte bereits die 19. Shell-Jugendstudie aufgezeigt. Diese Ergebnisse bestätigen nun die AID:A-Auswertungen. Den Daten nach erlebten unter den fast 70 Prozent der Befragten zwischen 12 und 32 Jahren, die in ihrem Leben bereits von Diskriminierung betroffen waren, auch viele vermehrt rassistische Diskriminierung (18 % "sehr oft/ fast immer"). Auch Einsamkeit spiele eine große Rolle: die AID:A-Daten zeigen, dass sechs bis sieben Prozent der Befragten zwischen 12 und 32 Jahren sich regelmäßig sozial isoliert fühlen, bis zu 22 Prozent sagen, dass sie zumindest manchmal Einsamkeitserleben empfinden. Bei den Grundschulkindern und Kindern im Alter von fünf Jahren berichten fünf Prozent, dass sie sich in den letzten zwei Wochen ängstlich oder allein gefühlt haben. Ein gutes Freundschaftsnetzwerk schütze und stärke hier, betonte die DJI-Forschungsdirektorin. Das Gefühl von Einsamkeit reduziere sich bei den 98 Prozent der Befragten, die angaben eine enge Freundin oder einen engen Freund zu haben um über persönliche Themen sprechen zu können. Jenseits von mindestens zwei guten Freund:innen sei die Größe des Freundeskreises von gar nicht mehr so großer Bedeutung, ordnete Kuger die Ergebnisse ein.
Vertrauen in die Demokratie, aber nicht in die Regierung
Dass die Mehrheit junger Menschen Vertrauen in die Demokratie hat, zeigt neben den Ergebnissen der 19. Shell-Jugendstudie nun auch die AID:A-Auswertung. Weniger Vertrauen als früher haben die Jugendlichen mit nur 25 Prozent der 18- bis 32-Jährigen in die Bundesregierung. Deutlich mehr junge Menschen als in früheren Jahren stimmen heute laut AID:A-2023 autokratisch-autoritären Positionen zu, was sich mit den Shell-Studien-, sowie KinderundJugendbericht-Ergebnissen diesen Jahres deckt.
Mehr Frauen links als Männer, Mehr Männer rechts als Frauen
Politisch verorten sich Jugendliche im Alter von 14 bis 32 Jahren eher links, zeigen die Daten anhand einer Befragung zur eigenen Verortung auf einer Links-Rechts-Skala. Erkennbar ist auch ein geschlechtsspezifischer Unterschied. Während sich 75 Prozent der weiblichen Befragten eher links zuordnen, seien es bei den Männern 66 Prozent. Bei den jungen Männern hingegen verordnen sich mit 23 Prozent ein größerer Anteil bei "eher rechts" als junge Frauen mit nur 12 Prozent.