„Die Ergebnisse des Gleichstellungsmonitors sind ein Auftrag, die bestehenden Gleichstellungsmaßnahmen jetzt nicht nur fortzuführen, sondern weiter zu intensiveren“, erklärte die GWK-Vorsitzende und Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) anlässlich der Veröffentlichung des Gleichstellungsmonitors am 9. Oktober mit den Daten aus den Jahren 2022 und 2023. Es handelt sich bei dem Bericht um einen Gesamtüberblick in Form einer Fortschreibung des Datenmaterials zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Er beruht auf Daten-Erhebungen des Statistischen Bundesamtes und GWK-Umfragen. Die Datenforschung wird seit 1989 von der GWK aufbereitet. Sie dient als Indikator für Errungenschaften und Defizite in der Gleichstellungspolitik, auf dessen Grundlage zukünftige gleichstellungspolitische Maßnahmen getroffen werden.
Ein Anstieg, ein kleiner, ist besser als keiner
Mit Blick auf die deutschen Hochschulen stellt die GWK insgesamt einen Anstieg des Frauenanteils bei Professuren, Bewerbungen und Berufungen fest. So lag der Frauenanteil bei Professuren im Jahr 1997 noch bei neun Prozent und im Jahr 2022 nach den Daten der GWK schließlich bei 28 Prozent. In Relation zum Vorjahr ist das ein Anstieg von 0,8 Prozent - eine positive, wenn auch geringfügige Steigerung des Frauenanteils in Professuren. Ähnliches gilt für die Anzahl der weiblichen Bewerbungen im Berufungsverfahren: Diese ist im Jahr 2023 ebenfalls angestiegen, auf 30,7 Prozent, und lag damit 0,2 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Die GWK kommt anhand der Daten zum Berufungsgeschehen an den Hochschulen zu dem Schluss, dass die Frauenanteile in den späteren Phasen des Berufungsgeschehens höher ausfielen als bei den Bewerbungen. Das liege an der Entwicklung der Listenplätze, Rufe und Ernennungen von Frauen, welche sich gesamtheitlich betrachtet bei knapp unter 40 Prozent einpendeln würden.
Wie Frauenanteil und Vergütungsniveau korrelieren
Auffällig seien die Berufungen auf Juniorprofessuren, die 2023 mit 50,9 Prozent paritätisch erfolgten. Der Frauenanteil bei den tatsächlichen Juniorprofessuren 2022 im W1-Bereich liege bei 48,7 Prozent und sei damit zumindest fast paritätisch. Eine aufkommende Freude über einen Schritt hin zur Parität anhand dieser Datenauswertung wird jedoch schnell durch eine weitere Kernthese des Berichts gedämpft. Der „Gleichstellungsmonitor für Wissenschaft und Forschung“ stellt mit Blick auf den leicht steigenden Frauenanteil bei den Professuren klar: „Je höher die Besoldungsstufe bei Professuren in Deutschland ist, desto geringer fallen die Frauenanteile aus und desto weiter ist die Parität entfernt“. Die möglichen Qualifikationsphasen in der wissenschaftlichen Karriere im Anschluss an die Promotion lassen sich in W-Bereiche unterteilen, wobei die oben benannte W1-Professur die niedrigste darstellt. Den 48,7 Prozent Frauen im W1-Bereich steht hierbei ein weiblicher Anteil von 28,6 Prozent im W2-Bereich und 23,8 Prozent im W3-Bereich bei den Juniorprofessuren gegenüber.
Die 28. Datenfortschreibung der GWK widmete sich auch der Lage von Frauen an außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Für das Jahr 2023 ließ sich ein weiblicher Anteil von 35,6 Prozent für das gesamte wissenschaftliche Personal der Forschungsorganisationen verzeichnen. Der Bericht weist darauf hin, dass auch hier generell der Frauenanteil mit steigendem Vergütungsniveau sinke. Der Gleichstellungsmonitor für Wissenschaft und Forschung beobachtet auch die Datenlage des Frauenanteils in Führungspositionen von Forschungsorganisationen und kommt zu dem Ergebnis, dass erhebliche organisationsspezifische Unterschiede zu erkennen seien. So schwanke der weibliche Anteil bei wissenschaftlichem Personal in Führungspositionen zwischen 32,2 und 8,8 Prozent, je nachdem welche Forschungsorganisation man betrachte.
Die Leaky Pipeline hält sich hartnäckig
Der Begriff „Leaky Pipeline“ bezeichnet den absinkenden Frauenanteil auf verschiedenen Qualifizierungsebenen und Karrierestufen, je höher sich eine Person auf der Karriereleiter befindet. In Anbetracht des nur schleichenden Anstiegs des Frauenanteils in der Forschung und der Wissenschaft sowie der durch den Bericht erneut hervorgehobenen Leaky Pipeline kristallisiere sich heraus, dass es weiterer Anreize bedürfe, um den Frauenanteil auch in den höheren Besoldungsstufen konsequent und nachhaltig in Richtung Parität zu erhöhen. Die GWK nennt hier das Professorinnenprogramm 2030 des Bundes und der Länder, welches die Einführung gendersensibler Berufungsverfahren und die Verankerung gleichstellungsfördernder Strukturen auch auf dezentraler Ebene fördere. Als problematisch betont sie die großen Unterschiede zwischen den außeruniversitären Forschungsorganisationen. Es brauche einen umfassenden Kulturwandel hin zu geschlechtergerechten Strukturen sowie den Einsatz und die Selbstverpflichtung aller Beteiligten, von Frauen wie von Männern, um die Entwicklung weiter in Richtung Parität voranzutreiben.