zwd-POLITIKMAGAZIN Nr. 333 : SHELL JUGENDSTUDIE 2015: Jugendliche haben mehr Angst vor Ausländerfeindlichkeit als vor Flüchtlingen

27. Oktober 2015 // Die Zukunft ist mein Freundin

Wie „tickt“ die junge Generation? Wie haben sich die Bildungschancen junger Menschen entwickelt? Welche Erwartungen haben sie an das Arbeitsleben? Wie denken sie über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Die Redaktion des zwd-POLITIKMAGAZINs hat sich die Shell Jugendstudie 2015 unter geschlechterspezifischen Gesichtspunkten genauer angesehen und zeigt auf, wo Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen jungen Männern und Frauen bestehen.

Außerdem in dieser Ausgabe:

  • Bücherherbst 2015: Drei Frauen, noch kein Preis
  • Schwerpunkt Indonesien: Frauenchancen in Zeiten latenter Islamisierung
  • Hörbucher: Astrid Lindgren: Die Menschheit hat den Verstand verloren

  • TITELTHEMA: GESCHLECHTERSPEZIFISCHE ERGEBNISSE DER SHELL JUGENDSTUDIE 2015


    zwd Berlin.
    Junge Menschen – vor allem junge Mädchen und Frauen – haben mehr Angst vor Ausländerfeindlichkeit als vor der Aufnahme von Flüchtlingen. Das ist eines der Ergebnisse der 17. Shell Jugendstudie, die am 13. Oktober von den beteiligten WissenschaftlerInnen gemeinsam mit Bundesjugendministerin Manuela Schwesig (SPD) vorgestellt wurde. Danach machen sich 55 Prozent der weiblichen und 41 Prozent der männlichen Jugendlichen wegen ausländerfeindlicher Entwicklungen Sorgen, während nur 3 von 10 Jugendlichen Ängste vor zu viel Zuwanderung äußerten. Das zwd-POLITIKMAGAZIN hat die Studie unter geschlechterspezifischen Gesichtspunkten genauer untersucht. Unser Report
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    FRAUEN & POLITIK


    MALU DREYER

    zwd (cd). Seit über zwanzig Jahren betreibt Malu Dreyer (SPD), rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin, erfolgreich Politik. Mit ihrem Buch „Die Zukunft ist meine Freundin“ hat sie ein bemerkenswert persönliches Buch veröffentlicht. Darin vermittelt sie ihre Überzeugungen zu zentralen politischen Themen und zeigt anhand zahlreicher biografischer Episoden, wie sie zu ihren Einstellungen gekommen ist. Sie plädiert für einen kooperativen Politikstil, bei dem wir miteinander und nicht gegeneinander für Veränderungen kämpfen. Dazu brauche es laut Dreyer Mut, Toleranz und Aufrichtigkeit und die Überwindung veralteter Rituale.
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    KOMMENTAR


    Holger H. Lührig über die Schröder-Biographie
    "(...) Um die Person Gerhard Schröder und seine Handlungsweisen wirklich zu verstehen, ist mit der von Gregor Schöllgen verfassten Biographie des siebten Bundeskanzlers der Bundesrepublik ein beachtliches Werk gelungen. Auf 1.040 Seiten beschreibt der Erlanger Professor für Neuere und Neueste Geschichte den Werdegang des Altkanzlers von seiner Kindheit – eingebettet in seine Familiengeschichte – über die verschiedenen Lebensphasen hinweg bis zu seiner heutigen Rolle als „Ratgeber“ oder – unfeiner ausgedrückt – als Lobbyist. (...)"
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    FRANKFURTER BUCHMESSE: SCHWERPUNKT INDONESIEN


    EHRENGASTLAND INDONESIEN
    „Meinungs- und Publikationsfreiheit sind unverzichtbare Menschenrechte“
    zwd Frankfurt (ig/hr). Exotisch und poetisch, traditionell und modern: Indonesien. Unter dem Motto „17.000 Inseln der Imagination“ gab das nach der Bevölkerungszahl viertgrößte Land der Erde als Ehrengast auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse vielschichtige Einblicke in seine reiche Literatur- und Kulturlandschaft. Und dort tut sich zurzeit viel: Vor allem die jungen Schriftstellerinnen Indonesiens emanzipieren sich zunehmend seit einigen Jahren von den ihnen aufgezwungenen Rollen: Sie verarbeiten ihre Wünsche, Träume und Erlebnisse in ihren Büchern. Mutig und reflektiert setzen sie sich mit der Geschichte und der Kultur ihres Landes auseinander, namentlich mit der von Gewalt und Unterdrückung geprägten Vergangenheit unter Diktator Suharto (1965 bis 1998) und auch mit den Einschränkungen durch den Einfluss des Islams. Mit Indonesien als Ehrengast der Buchmesse bot sich ihnen nun die Chance, ihre Werke einem großen, internationalen Publikum zu präsentieren. So wurden 108 Bücher indonesischer SchriftstellerInnen anlässlich der Messe erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht.
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    INDONESIEN 2015
    Frauenchancen in Zeiten latenter Islamisierung
    zwd Jakarta (no). Erstmals in seiner 76-jährigen Geschichte hat Indonesien eine Außenministerin, die 52-jährige Retno Lestari Priansari Marsudi. Neben ihr, der ehemaligen Botschafterin in den Niederlanden, hat der seit 2014 amtierende indonesische Präsident Joko Widodo sieben weitere Frauen in sein Kabinett berufen. Damit sind fast ein Viertel der 34 MinisterInnenposten mit Frauen besetzt, doppelt so viele wie in der Ära seines Vorgängers. Es ist ein deutliches Signal, aber noch kein Wandel in der Frauenpolitik. Ein Paradigmenwechsel zur Gleichberechtigung von Mann und Frau muss mit Hindernissen rechnen, denn BeobachterInnen attestieren dem 17.000-Insel-Staat eine latente Islamisierung.
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    Buchhinweise

    "DUFT DER ASCHE"
    Die neuen lauten Stimmen indonesischer Frauen
    zwd (hr). Literarische Stimmen in „Duftliteratur“ („ Sastrawangi“):
    So nennen konservative indonesische Kritiker abschätzig das, was sich seit einiger Zeit in der Literatur Indonesiens ereignet. Diese Entwicklung gelte als Ausprägung liberalistischer Tendenzen und fördere die Unmoral Indonesiens. Ungeachtet dessen erobern die Frauen – unter Präsident Suharto Menschen ohne Stimme – weiter die Literaturlandschaft des Landes und nehmen sich das Recht, auch bisherige Tabu-Themen in ihren Erzählungen und Romanen zu behandeln. Mit der Anthologie „Duft der Asche“, die in Anlehnung an die Diffamierungen bewusst provokant tituliert ist, fanden im Jahr 2008 erstmals auch Kurzgeschichten indonesischer Frauen ihren Weg zu einem deutschsprachigen Publikum.
    Seite 16

    AYU UTAMI
    Aus dem Untergrund in die Freiheit
    zwd (hr). Es ist seit jeher die indonesische Literatur, die dem offiziellen Geschichtsbild eine andere, differenzierte Sicht entgegenstellt. Doch erst seit dem erzwungenen Rücktritt des Diktators Suharto können die traumatischen Ereignisse offener und mit Nachdruck thematisiert werden. Als eine der ersten Autorinnen wagte sich Ayu Utami aus der jahrelang notwendigen Deckung. Ihr Debütroman „Saman“, der gleich mehrere gesellschaftliche Tabus brach und sie in Indonesien bekannt und populär machte, erschien bereits 1998. In deutscher Sprache kam jetzt, anlässlich der Frankfurter Buchmesse, auch die Fortsetzung „Larung“ heraus.
    Seite 17

    LEILA S. CHUDORI
    Das Schreiben in die Wiege gelegt
    zwd (hr). Leila S. Chudori gilt aufgrund ihres unkonventionellen Erzählstils als eine der außergewöhnlichsten Schriftstellerinnen Indonesiens. Sie schreibt in einer kultivierten und sensiblen Sprache, mit der sie ihre eigenen Erfahrungen verarbeitet.Einige ihrer kritischen Werke hatte sie jetzt bei ihrem Besuch auf der Frankfurter Buchmesse mit im Gepäck. Dazu zählt auch ihr erster Roman „Pulang“. Darin beschäftigt sie sich mit einer Gruppe JournalistInnen, die seit den Verfolgungen und Massenmorden an KommunistInnen, die ab 1965 unter Suharto stattfanden, im Pariser Exil leben und nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren können.
    Seite 18

    LAKSMI PAMUNTJAK
    Aufklärung statt Klavier
    zwd (hr). Pamuntjak, Jahrgang 1971, schreibt über eine Zeit und Ereignisse, die sie persönlich nicht erlebt hat: Über die Machtergreifung von General Suharto, die äußerst blutig verlief. Einen Beitrag zur Aufklärung leistet sie mit ihrem ersten Roman „Alle Farben Rot“, der kürzlich in deutscher Sprache erschienen ist.
    Seite 19

    FRAUEN. KULTUR & BÜCHER


    25 JAHRE BÜCHERFRAUEN E.V.
    Frauen die Arbeit, Männern der Ruhm
    zwd Berlin (cd). Im 25. Jahr ihres Bestehens haben die „BücherFrauen“, ein Zusammenschluss von Buchhändlerinnen, Verlegerinnen und Autorinnen, eine kritische Bilanz zur Situation von Frauen in der Buchbranche gezogen. Zwar liege der Anteil der Frauen in den verschiedenen Segmenten der Branche zwischen 65 und 83 Prozent, doch die literarische Anerkennung lenkten immer noch Männer, resümierte die Bücherfrau und Schriftstellerin Nina George.
    Seite 20

    LIBERATURPREIS 2015
    Madeleine Thien wird für ihren Roman „Flüchtige Seelen“ ausgezeichnet
    zwd (sv). Sie sei eine „Spurensucherin und Fährtenleserin von Lebensläufen
    und Schicksalen“, charakterisierte die Literaturkritikerin und Kulturjournalistin Claudia Kramatschek in ihrer Laudatio die kanadische Schriftstellerin Madeleine Thien. Dieser wurde für ihren Roman „Flüchtige Seelen“ auf der Frankfurter Buchmesse der LiBeraturpreis verliehen.
    Seite 26

    Buchhinweise
  • Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen Seite 21
  • Ingeborg Gleichauf: So viel Fantasie Seite 21
  • Mona Eltahawy: Warum hasst ihr uns so? Seite 22
  • Hamideh Mohagheghi: Frauen für den Dschihad Seite 22
  • Feminismen heute: Die diversen Gesichter des Feminismus Seite 22
  • Laurie Penny: Unsagbare Dinge Seite 23
  • Katrin Rönicke über Emanzipation Seite 26
  • Frauenbiografi en für Kinder Seite 26

    Hörbücher 2015
  • Astrid Lindgrens Tagebücher 1939-1945: Die Menschheit hat den Verstand verloren Seite 24
  • Alina Bronsky: Baba Dunjas letzte Liebe ab Seite 24
  • DEUTSCHER HÖRBUCHPREIS 2015: Roger Willemsen: Das Hohe Haus. Ein Jahr im Parlament Seite 25

    NAMEN SIND NACHRICHTEN


  • Swetlana Alexijewitsch
  • Kasha Jacqueline Nabagesera
  • Monika Hauser
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    DIE LETZTE SEITE


    WILLY-BRANDT-PREIS 2015 AN ÁGNES HELLER
    „Eine überzeugte Kämpferin gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung“
    zwd Berlin (sv). Die Jury für die Vergabe des Internationalen
    Willy-Brandt-Preises wollte mit der Auszeichnung der ungarischen
    Philosophin Prof.in em. Ágnes Heller dieses Jahr ein Zeichen
    setzen: Heller sei eine der „lautesten und engagiertesten
    Kritikerinnen des Orbán-Regimes“ in Ungarn, hob der Jury-
    Vorsitzende Prof. Julian Nida-Rümelin in seiner Begrüßungsrede
    bei der Preisverleihung am 19. Oktober im Willy-Brandt-
    Haus in Berlin hervor.
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